Die Titelhoffnungen von BMW Motorrad Motorsport Werksfahrer Marco Melandri in der Superbike Weltmeisterschaft wurden vorzeitig beendet, als der Italiener im extrem spannenden zweiten Rennen des Saisonfinales im französischen Magny Cours in der siebten Runde einen gemeinen Highsider hinnehmen musste. Der tapfere Italiener stürzte damit aus dem Rennen und musste seinen Konkurrenten Max Biaggi und Tom Sykes den Kampf um die Weltmeisterschaft 2012 überlassen. BMW Motorrad Motorsport holte sich dennoch den Vizetitel in der Herstellermeisterschaft.
Am Ende musste Tom Sykes den größten Rückschlag hinnehmen. Obwohl er das zweite Rennen gewann und im ersten Rennen auf dem Podium stand, musste er den Titel mit nur 0,5 Punkten Rückstand Max Biaggi überlassen, der im ersten Rennen gestürzt war und auch im zweiten Rennen nur den fünften Platz erzielte. Melandris Podiumsplatzierung im ersten Rennen sicherte ihm letztlich den dritten Platz in der Fahrermeisterschaft und verhalf BMW Motorrad zur Vizemeisterschaft bei den Herstellern.
Der Renntag begann für BMW Motorrad sehr erfolgreich: Im FIM Superstock 1000 Cup holte Sylvain Barrier auf seiner S 1000 RR am Morgen den Titel für das BMW Motorrad Italia Goldbet STK Team. Im ersten Superbike Weltmeisterschaftslauf landeten drei RR Fahrer unter den Top 6 mit Melandri als bestplatziertem Fahrer auf Platz 2 in seinem 50. WSBK Rennen. Leon Haslam wurde Fünfter, Ayrton Badovini beendete das Rennen auf Platz 6.
Nachdem Biaggi im ersten Rennen gestürzt war, war klar, dass die Titelentscheidung in dieser Saison im allerletzten Rennen fallen würde. Nur 18,5 Punkte trennten die drei bestplatzierten Fahrer vor dem zweiten Durchgang. Tückische Bedingungen im ersten Rennen verursachten, dass nur 12 Fahrer die karierte Flagge sahen. Im zweiten Rennen jedoch verbesserten sich die Wetterbedingungen entscheidend, obwohl die Strecke immer noch rutschig war und feuchte Stellen hatte.
Besonders der Beginn des zweiten Rennens war äußerst fesselnd. Biaggi siechte auf dem zehnten Platz dahin, Sykes führte und Melandri nahm die Jagd auf die vor ihm liegenden fünf Fahrer auf, unter denen sich auch Leon Haslam befand. Doch im Kampf, die Lücke auf den Führenden Sykes zu schließen, erlitt Melandri einen heftigen Highsider in der siebten Runde und musste das Rennen aufgeben.
Leon Haslam schien zunächst fest entschlossen, sein letztes Rennen für BMW Motorrad erfolgreich zu beenden. Er war Teil der spannenden Zweikämpfe um die Podiumsplatzierungen zu Beginn des Rennens. Doch auch er stürzte sieben Runden vor Rennende. Alle Augen richteten sich daher auf den Führenden Sykes und auf Biaggi auf Platz 5. Für den Rest des Rennens war klar, dass ein Fehler von einem dieser Fahrer ihn teuer zu stehen kommen würde. Letztlich reichte dem erfahrenen Biaggi der fünfte Platz zum Titel. Sykes hatte mit nur 0,5 Punkten Rückstand im engsten Finale in der Geschichte der Meisterschaft eine bittere Pille zu schlucken.
Nach den 14 Rennen der WSBK Saison 2012 blickt BMW Motorrad Motorsport auf ein sehr erfolgreiches Jahr in der Superbike Weltmeisterschaft zurück. 16 Podiumsplatzierungen fuhren die beiden Werkspiloten ein, darunter 6 Rennsiege von Marco Melandri. 421 Punkte und somit die Vizemeisterschaft gingen auf das Konto von BMW Motorrad in der Herstellerwertung. Marco wurde mit 328,5 Punkten Dritter in der Fahrermeisterschaft, Leon Haslam beendete die Saison mit 200 Punkten auf Platz 8.
Marco Melandri: „Nach den vergangenen beiden unglücklichen Rennwochenenden war es toll, heute wieder ein Rennen auf dem Podium zu beenden. Meine BMW S 1000 RR hat sehr gut funktioniert. In den ersten Runden von Lauf eins hatte ich noch Schwierigkeiten, den Reifen auf Temperatur zu bringen. Doch sobald er richtig gearbeitet hat, konnte ich ein gutes Tempo gehen. Es war trotzdem ein hartes Rennen, und ich wollte nicht zu sehr attackieren und zu viel riskieren. Leider ist die Strecke dann immer trockener geworden, was mir nicht entgegenkam. Als ich endlich an Tom vorbei war, war der Asphalt nicht mehr richtig nass, und bei diesen Bedingungen hatte ich keine Chance, an Sylvain dran zu bleiben. Er hat heute wirklich eine starke Leistung gezeigt.
Im zweiten Rennen herrschten sehr schwierige Bedingungen. Ich habe alles gegeben, aber ich konnte keine schnellen Richtungswechsel durchführen. Ursache für meinen Sturz muss eine nasse Stelle gewesen sein, auf der mir das Heck der RR weggerutscht ist. Jetzt habe ich große Schmerzen im Rücken und am Bein. Rückblickend muss ich sagen, dass wir eine großartige Saison hatten. Wir können stolz auf das sein, was wir erreicht haben. Zu Saisonbeginn lagen wir noch recht weit hinter der Spitze zurück. Wir haben den Rückstand schnell aufgeholt und bis zum Schluss mit den Jungs ganz vorn gekämpft. Wir haben Rennen gewonnen, wir hatten jedoch auch Pech, und ich habe Fehler gemacht. In diesem Jahr war alles möglich, und wir können zufrieden sein. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr da weitermachen, wo wir jetzt aufgehört haben. Ein großer Dank an das gesamte Team in Deutschland und an der Strecke.”
Leon Haslam: „Im ersten Rennen hatte ich etwas mit der Haftung und der Elektronik zu kämpfen, und darüber hinaus habe ich ein paar Fehler gemacht. Platz fünf ist ein bisschen enttäuschend, denn ich weiß, dass ein Podiumsplatz möglich gewesen wäre. Im zweiten Rennen hatte ich einen guten Start, doch in manchen Kurven hatte ich Schwierigkeiten, in den ersten Gang zu schalten. Im letzten Streckenabschnitt bin ich auf einem Bergabstück zudem auch noch aus Versehen in den Leerlauf geraten. Ich musste die Bremse lösen, um nicht in Eugene Laverty zu fahren, und kam von der Strecke ab. Ich habe mich als Achter wieder eingereiht und versucht, der Gruppe um Max Biaggi zu folgen. Dann aber bin ich auf eine nasse Stelle geraten und wieder gestürzt. Ich bin etwas enttäuscht, dass die Saison so zu Ende ging, und es tut mir auch für meine Crew und das Team Leid, die das gesamte Jahr über einen herausragenden Job gemacht haben. Danke an all die Jungs. Max Biaggi war wieder die Konstanz in Person, Gratulation zu einem weiteren Weltmeistertitel. Aber es tut mir ein bisschen für Tom Leid, der in diesem Jahr tolle Rennen gezeigt hat. Es ist hart, wenn man die Weltmeisterschaft um einen halben Punkt verliert.“
Bernhard Gobmeier (BMW Motorrad Motorsport Direktor): „Der letzte Rennsonntag der Saison 2012 war ein Wechselbad der Gefühle für uns. Marco hat sich das erste Rennen sehr gut eingeteilt – wie so oft in diesem Jahr. Das war wieder einmal eine absolute Meisterleistung. Leon beendete das Rennen solide auf Platz fünf. Im zweiten Lauf waren wir ein weiteres Mal vom Pech verfolgt. Sowohl Leon als auch Marco stürzten auf nassen Streckenabschnitten und konnten das Rennen nicht beenden. Der letzte Lauf des Jahres 2012 reflektiert jedoch nicht den Verlauf der Saison für BMW Motorrad Motorsport: Wir haben bis zum allerletzten Rennen des Jahres um die Weltmeisterschaft gekämpft. Das ist ein Erfolg, den wir alle uns zum Saisonstart nicht hätten träumen lassen. Wir alle sind stolz, dass wir in der Fahrerwertung auf einen hervorragenden dritten Platz und in der Herstellerwertung sogar auf einen fantastischen zweiten Rang vorgefahren sind. Diese Resultate sind ein Verdienst der gesamten Mannschaft. Jeder, der an diesem Projekt mitgewirkt hat, hat seinen Teil dazu beigetragen und kann stolz darauf sein. Deshalb gilt mein Dank nicht nur Marco und Leon, sondern allen Teammitgliedern in München, Stephanskirchen und an der Strecke. Glückwunsch auch an Tom Sykes und seine Mannschaft, die bis zum letzten Rennen unbändigen Siegeswillen bewiesen haben, und an Weltmeister Max Biaggi und Aprilia.“
Trotz allem Gratulation an Marco Melandri, war eine tolle Saison