Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Reifen - Freigaben - Erfahrungen.

Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon Kölle » 10.08.2015, 23:12

Steffen 2.0 hat geschrieben:
Das gibt's auch (ich meine z.B. die grip one macht das so). Problem ist aber, was machst du denn beim schnellen umlegen? Da ändert sich stark der Abrollumfang und schnell. oder was machst du wenn der Reifen rutscht, die Drehzahl aber gar nicht soviel steigt? Hat alles Vor- und Nachteile.


Hab den Betrag oben nochmal editiert....

Aber war eigentlich ein Hirngespinst von mir, dass das doch jemand macht und damit Geld verdient....FUCK....wieder zu langsam plemplem

Aber jetzt im Ernst.
Schnell umlegen passiert auf dem VR und HR zur gleichen Zeit. Denke das delta beider Räder wird im Verhältnis ziemlich ähnlich sein.

Wenn ein Reifen rutscht und du ziehst an der Kette geht auch die Drehzahl hoch. In dem Moment wo der Reifen nicht mehr in der Lage ist das Moment des Antrieb auf die Strasse zu bringen wird automatisch die Drehzahl am Hinterrad ansteigen.
Einmal in der Gleitreibung (Schlupf) verliert der Reifen auch die Seitenführungskräfte und es rutsch. Auslöser am Hinterrad ist aber zu 100% das Antriebsmoment. (Positiv wie negativ)

Zudem geht es ja nicht um den Betrag des Drehzahlanstiegs sondern um die Ableitung dn/dt. Und den kann man selbst bei nur 5 rpm Anstieg ermessen (wenn man es am Zündsignal macht)

Denke die Jungs bei BMW sind keine Nasenbohrer und haben so einiges getestet....ABER....sie wollen auch verkaufen!!!!!!
Da gibt es den Konflikt des Ingenööörsss und des Verkäufers....Der eine will es Perfekt machen.....der Andere will damit so viel Geld wie möglich machen und ratet mal wer den Kürzeren da zieht nogo

Wer würde nen RCK kaufen wenn das alles von allein passen würde?? (ich weiss...geht nicht nur um die TC, Aber mal ehrlich... im SLICK mode Lamda zu jedem Zeitpunkt auf 0.86 regeln wäre doch voll geil oder?)

ich bin der Meinung, dass man diverse Dinge technisch/mathematisch besser Lösen könnte, dies aber das After Market Geschäft kaputt machen.
Der Windschild ist das beste Beispiel hier. Warum nicht gleich was Anständiges montieren? Oder Stahlbus Ventile als Std., Kennzeichenhalter, Kühlerschutz (den hatte gar meine 97er Kawa in Serie dran)...
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon Steffen 2.0 » 11.08.2015, 09:04

Kölle hat geschrieben:...
Schnell umlegen passiert auf dem VR und HR zur gleichen Zeit. Denke das delta beider Räder wird im Verhältnis ziemlich ähnlich sein.
...


Nein, durch die unterschiedliche Konturen spackt die Drehzahldifferenz (und erst recht die Ableitung) ziemlich rum. Wie gesagt, es geht, aber es ist bei weitem nicht so trivial.

Kölle hat geschrieben:...
ich bin der Meinung, dass man diverse Dinge technisch/mathematisch besser Lösen könnte, dies aber das After Market Geschäft kaputt machen.
...


völlig korrekt, oft ists auch einfach die Zeit, die dann Geld kostet. Die ganze Entwickelung, das dauert ja. So ne Traktionskontrolle richtig einstellen, das die dann auch noch überall funktioniert, da kann man Wochen zubringen. Und dann sagt man halt das nach 3 Wochen der Stand eingefroren wird und so verkauft wird.
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon Steini__22 » 11.08.2015, 09:49

Genau so ist das! Der ing will perfekt, der Verkäufer/Marketinger gute Zahlen. In meiner Firma bin ich alles! Und ich kenne das Problem! Zum einen yperfektionismus zum anderen die BWL!

Nun zu den Reifenkonturen: tempomat ein und Schlangenlinie fahren, auf Grund des unterschiedlichen Reifendurchmessers in Schräglage weiss der Tempomat garnicht was er machen soll -und es rukkelt ganz schön. Hier könnte man den Schräglagensensor mit in die Regelung einbeziehen.

Ein Gespräch mit Jürgen Fuchs hat mir klar gemacht wie aufwendig die Anpassung der Elektronik war -immer wieder testen, testen und testen. Früher gab es nur die Hardware, bei aktuellen Mopeds ist die Elektronik und Regelgüte ein ganz großer Schwerpunkt!

da isse wieder -die Regelgüte! ThumbUP
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon Seven » 11.08.2015, 12:41

Steini__22 hat geschrieben:
Nun zu den Reifenkonturen: tempomat ein und Schlangenlinie fahren, auf Grund des unterschiedlichen Reifendurchmessers in Schräglage weiss der Tempomat garnicht was er machen soll -und es rukkelt ganz schön. Hier könnte man den Schräglagensensor mit in die Regelung einbeziehen.



der tempomat ist ab einer gewissen schräglage nicht aktiv ... das ruckkelt also weil er an aus an aus an aus ist wenn du schlangenlinien fährst..
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon Viper » 11.08.2015, 13:54

ursjuerg hat geschrieben:Wieso sollte sich bei höhere Geschwindigkeit die Radlast ändern? Ein Motorrad produziert keinen Abtrieb, eher bisschen Auftrieb. Deine Zentripedalkraft bleibt bei gleicher Schräglage konstant und damit auch die Radlast. Oder meintest du speziell die Hinerradlast?

Du verwechselst da aber einiges und Steffen hat wohl recht.

Wie schon in Deinem Link zu sehen ist geht es dort nur um die Zentripetalkraft.

Alleine aus der Schräglage ergibt sich aber die Kraft auf die Reifenaufstandsfläche.
Ebenso lässt sich aus der Schräglage und dem Fahrzeuggewicht die Zentripetalkraft bestimmen.

Mit :
Kraft = Fahrzeuggewicht /Cosinus(Schräglagenwinkel)
(Da gibt es weder Geschwindigkeit noch Radius in der Formel)

Oder bei 45 Grad Schräglage: Kraft = Fahrzeuggewicht * Wurzel(2)
Also bei 45 Grad und 300 Kg wirken 424 Kg auf beide Räder.
Und die Zentrifugalkraft ist dann gleich dem Fahrzeuggewicht.
Dies ist völlig unabhängig von der Geschwindigkeit.

Wenn sich die Geschwindigkeit ändert so muss sich auch der Radius ändern so dass das Verhältnis V*V/R
(also die Zentrifugalkraft) und somit die Rad-Last gleich bleibt.

Das Feeling bei höherer Geschwindigkeit ist wohl einer Illusion oder Wunschdenken und den stabilisierenden Kreiselkräften der Räder und des Motors geschuldet.


Ciao Urs

Danke für Deine Antwort.

Gerade weil Du die Geschwindigkeit und die sich daraus verändernde kinetische System-Energie, oder eine sich möglicherweise verändernde System-Schwerpunktlage z.B. durch hang-off nicht berücksichtigst, entsteht bei Deiner Rechnung kein Unterschied.

Wir lassen zunächst mal die sich ständig verändernde Schwerpunktlage aussen vor ;-) welche wir als Fahrer/in „erzeugen“. (System-Schwerpunkt)
Beispiel weiter unten.

Das Thema heisst zunächst: Masse x Beschleunigung.

Annahme:

Motorrad 200Kg
Fahrer/in: 80Kg
= statisches Systemgewicht: 280 Kg.

Jetzt beschleunigen wir das Ganze, stecken also „Arbeit/Energie“ ins System.

Bei 50Km/h. erreichen wir dadurch gerundet: 26971 Joule
Bei 200Km/h. erreichen wir dadurch gerundet: 432012 Joule
Bei 290Km/h. erreichen wir dadurch gerundet: 908362 Joule

Und Du siehst, plötzlich steckt da mit 200Km/h. massiv! mehr Energie im Gesamt-System.
Ganz zu schweigen von den Racern hier im Forum, welche z.B. am HHR eine Parabolika am Kurvenausgang, aber immer noch in extremen Schräglagen mit bis zu 290Km/h. befahren.

Diese kinetische Energie des Systems, bestehend aus Motorrad und Fahrer/in, „möchte“ eigentlich immer geradeaus weiter. (Trägheitskraft)

Jetzt entscheidest Du Dich, einzulenken. Du leitest ein Drehmoment ein.

Die kinetische Energie, welche bei 200Km/h. geradeaus „möchte“, und wesentlich grösser ist als bei 50Km/h. muss jetzt über die Reifen auf eine, sagen wir mal „Kreisbahn“ umgelenkt werden.

Die dabei entstehende Radialbeschleunigung lässt bei 200Km/h. wie Du oben sehen kannst viel höhere Kräfte wie bei 50Km/h entstehen. Die zu übertragenden Querkräfte und die daraus resultierende Last im Fahrwerk ist bei gleicher Schräglage höher, die Reifen werden mehr zusammengedrückt, die Aufstandsfläche erhöht sich.

Nicht zu verwechseln mit den Kreiselkräften, welche das Umlegen erschweren. ;-)

Ich schreibe immer von den durch die Reifen zu übertragenden Kräfte in identischer Schräglage bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten und die daraus resultierenden Reifen-Deformationen.

Das Thema war ja: DTC-Mapping, Reifen-Kontouren

Wenn wir in der Lage wären, unsere Körperposition/Schwerpunktlage bei beiden Beispielsgeschwindigkeiten und identischer 45° Schräglage absolut gleich zu halten, würden wir im Daterecording über die Federwegsensoren genau diesen Effekt messen können.
Nur halten wir den System-Schwerpunkt nicht identisch. Und da liegen unter Anderem die Unterschiede.

...wenn wir jetzt, statt aufrecht sitzend, komplett neben dem Mopped „liegend“ die Parabolika am HHR befahren und durch die massiv veränderte System-Schwerpunktlage die Schräglage wieder auf 45° „reduzieren“ konnten, bleibt nach wie vor der Fakt, dass die kinetische Energie in einer Kurve wie der Parabolika, welche umgelenkt werden muss, um ein vielfaches über dem Wert liegt, welcher z.B. in einem Kreisverkehr bei 40Km/h. und drücken des Motorrades in 45° Schräglage über den Reifen übertragen werden muss.
Der System-Schwerpunkt, die daraus resultierenden Hebel/Kräfte verändern die Radlasten massiv.

Spätestens bei einem Abflug in der oben erwähnten Kurve, würdest Du Dir schlagartig der Energie (Tangentialkraft) bewusst, welche bei dieser hohen Geschwindigkeit im System steckte und durch die Reifen übertragen/umgelenkt werden musste, um das Motorrad auf Kurs zu halten.

Ein letztes Beispiel:

Du befährst eine Kreisbahn mit 45° Schräglage, dabei Du drückst dabei das Motorrad extrem im Super-Moto-Style ;-). Du wirst eine Geschwindigkeit X erreichen.

Jetzt steigerst Du die Geschwindigkeit kontinuierlich, immer noch in der gleichen Kreisbahn.
Du veränderst jedoch den System-Schwerpunkt immer weiter zur Kurven-Innenseite und nach unten (hang-off) damit Du die 45° Schräglage jederzeit beibehalten kannst.

Eine Weile lang wirst Du die kontinuierliche Geschwindigkeitssteigerung bei immer noch 45° Schräglage durch die Veränderung des System-Schwerpunktes zur Kurven-Innenseite und nach unten „kompensieren“ können.
Du (Das System) wirst dabei immer schneller, die Schräglage bleibt durch den sich ständig verändernden System-Schwerpunkt gleich, die kinetische Energie (Tangentialkraft) des Systems steigt jedoch wie oben beschrieben ständig an. In der Folge auch die durch die Reifen zu übertragenden Kräfte, dadurch die Last auf dem Fahrwerk und dadurch auch die Reifen-Deformation.

...mit „Illusion“ oder „Wunschdenken“ hat dies nichts zu tun.

Generell:

Ich bin der Überzeugung, dass mokierende oder auch despektierliche Aussagen letztendlich nie im positiven Sinne ergebnisswirksam werden.
Die Qualität eines technischen Forums wird dadurch nicht erhöht.
Aufwändige, technische Abhandlungen glänzen dann in der Folge mit „Abwesenheit“ ;-)

Ich bin jedoch immer froh, wenn mich jemand auf Fehler aufmerksam macht...kann ich doch so wieder etwas dazu lernen. Dieser Austausch ist imho „die Essenz“ eines technischen Forums.
Also, wenn ich mich da verrannt haben sollte, schreibt es mir bitte. Mann/Frau kann nur daran wachsen. Wir haben ja nie ausgelernt.

Doch eine Bitte: Lasst uns ☺ sachlich bleiben ;-) Das alleine dient der Sache ☺

Einen ganz lieben Gruss

Paolo
...der welcher "noch" nicht durch die Zeit reisen kann ;-)
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon hellrider1981 » 11.08.2015, 14:39

Na jetzt habe ich Lektüre!! Gut geschrieben+ sehr interessant!!!

Hast du den post in der Arbeit geschrieben? ThumbUP
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon ursjuerg » 11.08.2015, 20:19

Viper hat geschrieben:Ich schreibe immer von den durch die Reifen zu übertragenden Kräfte in identischer Schräglage bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten und die daraus resultierenden Reifen-Deformationen.


https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrifugalkraft
Neben dem Bildchen mit dem Motorradfahrer ist zu Lesen:
Wikipedia hat geschrieben:Als Beispiel für die Umwandlung eines dynamischen Problems in ein statisches sei die Berechnung der Schräglage eines Motorradfahrers bei stationärer Kurvenfahrt gezeigt. Wenn das Motorrad nicht umkippen soll, muss die resultierende Kraft aus Fliehkraft und Gewichtskraft durch den Radaufstandspunkt gehen. Die Zentripetalkraft wirkt in der Straßenebene und braucht beim Momentengleichgewicht um den Radaufstandspunkt nicht berücksichtigt zu werden. Für die Schräglage alpha ergibt sich
tan(Alpha)}=Fzf/Fg
mit der Erdbeschleunigung g und der Radialbeschleunigung a_y.

Ich habe lediglich obige Formel welche den Winkel angibt nach der Reifenaufstandskraft umgestellt:
Fr=Fg/cos(Alpha)
Also eine simple Dreiecksberechnung.

Es ist ja nett, das Du einen Haufen Formeln und Berechnungen zeigst.
Nur haben die mit dieser Fragestellung einfach nichts zu tun.
Die Schräglage hat etwas mit Kräften zu tun. Energien sind da ohne Belang.

Natürlich steht bei Wiki auch: Tan(Alpha)=v^2/Rg
Dieser Quotient bedeutet aber nur, dass bei gegebener Schräglage der Radius grösser sein muss wenn die Geschwindigkeit zunimmt. Zudem ergibt das nur den Winkel, nicht aber die Aufstandskraft.

Nach Deiner Logik würde man also bei schneller Fahrt schwerer weil ja die kinetische Energie zunimmt.
Wenn dem so währe würde dann auch die Radlast zunehmen.
Wie leicht selbst festzustellen ist kann man z.B. bei 20 Km/h genau so leicht aufstehen wie bei 200/Km/h.

Es soll aber jeder selbst entscheiden ob er die Aussagen bezüglich der Radlast glaubt.
Auch wenn ich meine, die gleiche fruchtlose Diskussion schon mal vor Jahren geführt zu haben.

Übrigens bedeuten meine Anmerkungen nicht, dass ich Deine restlichen Feststellungen anzweifle.
Gruss Urs
Ich fange morgens schwach an, aber dafür lasse ich mittags stark nach!
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon Kölle » 13.08.2015, 23:02

ursjuerg hat geschrieben:Nach Deiner Logik würde man also bei schneller Fahrt schwerer weil ja die kinetische Energie zunimmt.
Wenn dem so währe würde dann auch die Radlast zunehmen.
Wie leicht selbst festzustellen ist kann man z.B. bei 20 Km/h genau so leicht aufstehen wie bei 200/Km/h.
.


Ja... Auf der autobahn bei 0 Grad Schräglage schon. Da ist die Kraft anzustehen gleich.
Auf ner Kreisbahn bei 45 Grad Schräglage aber nicht.

Nehmen wir an die Kreisbahnen wurde nicht horizontal sondern vertikal verlaufen.
Bsp Fuchsröhre auf der Nordschleife. Da wirst den Unterschied zwischen 50 und 250kmh "leicht" feststellen.
Warum soll das horizontal anders sein.
Ist immer ne Frage wie die Vektoren gerichtet sind, aber die kinetische Energie spielt ne entscheide Rolle beim Betrag.
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon ursjuerg » 14.08.2015, 00:59

Ich wollte es eigentlich bleiben lassen aber:

Dann bitte ich doch um eine genaue Erklärung, was an meiner Berechnung falsch sein sollte.
Also der Bestimmung der Radaufstandskraft "Fr" aus dem Bildchen.

Und um gegebenenfalls die richtige Formel mit glaubwürdiger Quellenangabe.

Als Beispiel nach meiner Lesart:
(der Einfachheit halber sind die Kräfte nicht in Newton umgerechnet)
Die Radaufstandskraft für:
Ein Fahrzeug mit Fahrer als 280 Kg angenommen. Die Schräglage sei bezogen auf den gemeinsamen Schwerpunkt:

Bei 45 Grad: 280/cos(45) = 280/0.7071 = 396 Kg. Also mal Wurzel(2). Bei jeder Geschwindigkeit.
Bei 60 Grad: 280/cos(60) = 280/0.5 = 560 Kg. Also das Doppelte. Bei jeder Geschwindigkeit.


Die Energie des Systems ist in Fahrtrichtung - Bremse, Gas - und zum erzeugen der Zentrifugalkraft Fzf wirksam.
Nicht aber als Radaufstandskraft Fr.
Die Formel hat keinen Term für Energie oder Geschwindigkeit und ist einfach eine Vektorberechnung als Dreieck.
Das Dreieck wird durch die Längen der drei Pfeile gebildet.
Es ist im Wiki-Bildchen auch nirgends etwas von Energie oder Geschwindigkeit zu sehen.
Nur die Bezeichnungen "F" für Force also Kraft.

Kölle hat geschrieben:Nehmen wir an die Kreisbahnen wurde nicht horizontal sondern vertikal verlaufen.

Meine Angaben sind natürlich nur bei einer, in Fahrtrichtung ebenen Fahrbahn und nicht bei einem Looping gültig.
Ich mache mir aber vorerst keine Gedanken über eine solche Rechnung.

Da wir uns ja offenbar einig sind, dass man auch falsch liegen kann, bin ich auf eine fundierte andere Formel mit Erklärung gespannt.

Zudem möchte ich betonen, dass es mir nur um den Sachverhalt geht und keinesfalls gegen die Argumentierenden.
Gruss Urs
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon Steffen 2.0 » 14.08.2015, 10:05

Kölle hat geschrieben:....
Ist immer ne Frage wie die Vektoren gerichtet sind, aber die kinetische Energie spielt ne entscheide Rolle beim Betrag.


Das ist falsch.

Ich glaube das Problem ist das du immer davon ausgehst den gleichen Radius zu fahren. Du kannst in der Fuchsröhre nicht unterschiedlich schnell mit gleicher Schräglage fahren. Wenn du langsamer bist hast du weniger Schräglage und damit dann auch weniger Last. Aber nicht weil du langsamer bist, sondern weil du weniger Schräg fährst.

In allen Gleichungen kommt tatsächlich kein einziges mal die Energie oder die Geschwindigkeit vor, es ist nur abhängig von der Schräglage und der Erdbeschleunigung (natürlich nur stationär bevor wir hier spitzfindig werden :D)

Bei Steilkurven funktioniert das übrigens auch! Man muss nur weiterhin konsistent die Schräglage definieren, nämlich als Winkel zwischen der Horizontalen (also nicht der Straße) und dem Verbindungsgeraden von Reifenaufstandspunkt zu Gesamtschwerpunkt (Fahrer und Motorrad).

Der Looping ist übrigens ein schlechtes Beispiel, weil man da gerade aus fährt, ohne Schräglage.
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon schrader999 » 15.08.2015, 22:08

hellrider1981 hat geschrieben:
schrader999 hat geschrieben:
Viper hat geschrieben:Hallo Seven

Geh zu Deinem Freundlichen, S1000RR am Diagnosegerät anschliessen, Session starten, Option Schmiederäder oder nicht auswählen.

DTC, ABS und falls vorhanden DDC wird entsprechend umprogrammiert.

LG Paolo


Heisst das, dass dieses Mapping auch für Gussfelgen mit 200er besser geeignet ist?



Wenn dieses Mapping existiert dann ja


Hab mir in Vorfreude auf meine 2016er mal Das Handbuch durchgesehen. Dort bestätigt BMW, dass man sich je nach Reifenwahl 190/200 55 dies in der Werkstatt umstellen lassen soll/muss. (wohl wegen der Regelgüte arbroller )
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon AndyHP4 » 17.08.2015, 06:58

Jetzt ich mal, hauptsache ich verrenne mich hier nicht - aber gut seine Abi und Studi Kenntnisse mal wieder aufzufrischen scratch
ursjuerg hat geschrieben:Bei 45 Grad: 280/cos(45) = 280/0.7071 = 396 Kg. Also mal Wurzel(2). Bei jeder Geschwindigkeit.
Bei 60 Grad: 280/cos(60) = 280/0.5 = 560 Kg. Also das Doppelte. Bei jeder Geschwindigkeit.

Bei jeder Geschwindigkeit stimmt - aber damit ändert sich ja auch wieder der Radius, den du therotisch fahren mußt - und genau den wollten wir doch konstant halten.
Heist also, wenn du den Radius R auf einen Wert setzt, ergibt sich automatisch die Geschwindigkeit und umgedreht. Das ist aber dann ein theoretische Wert, der von Reifenbreite 0 ausgeht und nicht die Schwerpunktlage mit berücksichtigt. Ist ja ok, weil es sind ja nur Kräfte in der Betrachtung.

Für das Kräfte- und Momentengleichgewicht bei stationärer Kurvenfahrt gilt:
Fg * l = Fzf * h (1)
Quelle: Motorradtechnik, Jürgen Stoffregen, 6. Auflage 2006, Seite 346-347, Einlenkvorgang und Grundlagen der idealisierten Kurvenfahrt
l=Abstand Reifenaufstandsfläche zu Schwerpunkt
h=Höhe des Schwerpunkt über dem Boden
Gewichtskraft und Zentrifugalkraft greifen im Schwerpunkt der Systems Motorrad+Fahrer an und die resultierende Kraft im Reifenaufstandspunkt ergib sich als Vektoraddition beider Fr = Fg = Fzf.

ursjuerg hat geschrieben:Natürlich steht bei Wiki auch: Tan(Alpha)=v^2/Rg
Dieser Quotient bedeutet aber nur, dass bei gegebener Schräglage der Radius grösser sein muss wenn die Geschwindigkeit zunimmt. Zudem ergibt das nur den Winkel, nicht aber die Aufstandskraft.

Und da liegt das Problem: Paolo hatte ja gesagt, wir lassen den Radius konstant und erhöhen die Geschwindigkeit, was ja auch beduetet, wir müssen unseren Schwerpunkt massiv zur Seite bewegen, welcher hier gar nicht berücksichtigt wurde.

Zitat: Motorradtechnik, Jürgen Stoffregen, 6. Auflage 2006, Seite 347, Einlenkvorgang und Grundlagen der idealisierten Kurvenfahrt:
Der Schräglagenwinkel hängt also im idealisierten Fall allein von der Fahrgeschwindigkeit und dem Kurvenradius ab. Prinzipiell durchfahren also alle Motorräder, unabhängig von Gewicht, Bauart, Fahrer und Fahrstil, eine vorgegebene Kurve bei gleicher Geschwindigkeit mit genau der gleichen Schräglage (das dies real nicht ganz der Fall ist, sehen wir im nächsten Abschnitt: Reale Einflüsse bei Kurvenfahrt).

Bespiel von dir:
ursjuerg hat geschrieben:Bei 45 Grad: 280/cos(45) = 280/0.7071 = 396 Kg. Also mal Wurzel(2). Bei jeder Geschwindigkeit.


Gehen wir mal davon aus, wir befahren mit 45 Grad Schrälage und 20m/s (72km/h) eine Kurve und unser Bike+Fahrer wiegen 280kg und berechnen den theoretische Radius R:
tan(45) = v^2 / (R * g) = 20^2 / (R * 9.81), umgestellt nach
R = 20^2 / (tan(40) * 9.81) = 48.6m
R = 48.6m
Dabei wirken die von dir ausgerechenten 3.885N (396kg) auf den Reifenaufstandspunkt.

Nehmen wir jezt mal deine Formel cos(a) = Fg / Fr und umgestellt nach
Fr = Fg / cos(a) (2)

und die Formel tan(a) = Fzf / Fg = v^2 / (R * g) umgestellt nach
a = atan( v^2 / (R * g) ) (3)

Wir erstezen a in (2) mit dem a aus (3):
Fr = Fg / cos(a)
Fr = Fg / cos( atan( v^2 / (R * g) )) (4)

mit Fg = 280kg*g, v=20m/s, R=48.6m, g=9.81N*m/s^2 bekommen wir ebenso
Fr=3.885N (396kg)
heraus.

Jetzt lassen wir mal den Radius konstant und fahren mit 30m/s (108km/h) durch die gleiche Kurve mit dem Radius von 48.6m.
Setzen wir diese Werte in (3) ein, bekommen wie a = atan( 30^2 / (48.6 * 9.81) ) = 62.1 Grad heraus.
a = 62.1 Grad (theoretisch!!)
oder alle Werte in (4): Fr = (280 * 9.81) / cos( atan( 30^2 / (48.6 * 9.81) )) = 5.868 N (598kg).
Fr = 5.868 N (598kg)

Also bei der Änderung der Geschwindigkeit von 20 auf 30 m/s (oder 72 auf 108 km/h) ändert sich die resultierende Aufstandskraft von Fr von 3.885N (396kg) auf 5.868 N (598kg) und die theoretische Schräglage von 45 auf 62.1 Grad bei konstantem Radius von 48.6m - um die praktische Schräglage von wieder 45 Grad zu erreichen, müßten wir mittels Formel (1) die Lage und Höhe des Schwerpunkts mit berücksichtigen und entsprechend ändern.

Wenn wir obige Gleichung (1) zum Fahrzeug-Drehmeoment-Gleichgewicht nur mal quantitaiv anschauen:
Fg * l = Fzf * h

und mal die Zentrifugalkraft ausrechnen:
Fzf = m * v^2/R = 280 * v^2/48.6
mit v=20m/s : Fzf = 2.305N (235kg)
mit v=30m/s : Fzf = 5.185N (529kg)

Fg = 2.747N (280kg) ist ja bekannt (konstant)

(1) anders dargestellt: Fzf / Fg = l / h
Fzf / Fg = 235kg / 280kg = 0.84 also auch das Verhältnis von l / h = 0.84 (5)

Sagen wir mal normal sitzend ist die Schwerpunkthöhe bei 80cm (Motorrad steht senkrecht), dann haben wir bei 45 Grad Schräglage zum Boden folgende Schwerpunktshöhe h:
h ergibt sich aus cos(45) = h / 80cm, h = cos(45) * 80cm = 56.6cm
h = 56.6cm

l ergibt sich dann nach (5) mit l / h = 0.84, l = 0.84 * h = 0.84 * 56.6cm = 47.5cm.
l = 47.5cm

Und nun alle Werte zusammen:
Fzf / Fg = 235kg / 280kg = 0.84 = l / h = 47.5cm / 56.6 cm = 0.84 - alles prima soweit für v=20m/s. Nun wollen wir ja gleiche Kurve mit v=30m/s durchfahren, was müssen wir ändern:

Fg als die auf das Fahrzeuggewicht von 280kg wirkende Gewichtskraft bleibt ja bei unserer Betrachtung konstant, die Zentrifugalkraft ist nun ja von 2.305N (235kg) auf 5.185N (529kg) angestiegen (Faktor 2.25), weil wir ja die 48.6m Kurve mit höherer Geschwindigkeit durchfahren wollen. Damit die Gleichung wieder stimmt, müssen wir die Scherpunktshöhe verringern und wir bewegen den Schwerpunkt aus der Mittelpunktslage viel weiter weg nach außen, so dass sich der Fahrer viel weiter neben das Motorrad legt und auch auch tiefer:

Fzf / Fg = 529kg / 280kg = 1.89 (0.84 * 2.25 als Faktorenbetrachtung) = l / h.
Sagen wir mal, der Fahrer legt sich ala Marc Marquez neben das Motorrad mit

l = 80cm (von unserem anfänglichen 47.5cm), dann egibt sich h als 1.89 = l / h = 80 / h, h = 80 / 1.89 = 42.4cm.
h = 42.4cm (von unseren anfänglichen 56.6cm).
Probe: tan(a) = l / h = 80 / 42.4 = 1.89, a = atan(1.89) = 62.1 Grad theoretische Schrälage von oben.

Fazit:
Um Drehmomentgleichgewicht herzustellen und die gegebenen 45 Grad Schräglage auf einem 48.6m Kurvenradius eines 280kg Motorrads+Fahrer-Systems beschreiben zu können, einmal bei 20m/s und auch bei 30m/s, müssen wir unsere Schwerpunktslage von h=56.5cm/l=47.5cm entsprechend auf h=42.4cm/l=80cm verändern. Dabei wirken einmal 3.885N (396kg) als resultierende Radaufstandskraft bei 20m/s und dann 5.868 N (598kg) bei 30m/s.


Praktisch können wir den Schwerpunkt nicht beliebig verändern bzw. nach unten und zur Seite bewegen, weil wir müßten noch die Reifenbreite in Betracht ziehen (im Moment 0), die Reibkraft zwischen Straße und Reifen sowie die Schräglagenfreiheit.

Außerdem ist anzumerken, das dieses alpha(a) ja nur den Winkel Schwerpunkt zu Radaufstandspunkt beschreibt - das Motorrad kann trotzdem nur 40 Grad Schräglage haben und der Fahrer selber 70 Grad...oder bei extrem MotoGP 60 Grad Bike and 80 Grad der Oberkörper.

Qantitativ ist zu berücksichtigen:
Quelle, Motorradtechnik, Jürgen Stoffregen, 6. Auflage 2006, Seite 349-350, Reale Einflüsse bei Kurvenfahrt
1. Je breiter der Reifen, desto größer ist bei gleicher Fahrgeschwindigkeit und Kurvenradius die notwendige Schräglage (haben wir hier nicht betrachtet, Reifenbreite ist 0)
2. Je höher der Schwerpunkt des Motorrades liegt, desto kleiner wird bei gleicher Fahrgeschwindigkeit und Kurvenradius die notwenige Schräglage (h=Höhe des Schwerpunkt über dem Boden).
3. Je mehr sich der Fahrer relativ zum Motorrad in die Kurve neigt, desto geringer wird die erforderliche Schräglage (l=Abstand Reifenaufstandsfläche zu Schwerpunkt)
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon Harry4FuN » 17.08.2015, 11:21

Genauso erkläre ich das auch immer am Stammtisch ... cofus
ÄrÄr
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Re: Wechsel von 190/55 auf 200/55?!

Beitragvon AndyHP4 » 17.08.2015, 11:43

Harry4FuN hat geschrieben:Genauso erkläre ich das auch immer am Stammtisch ... cofus


Echt...mhmm, ich brauche da mein Büro zu ThumbUP
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