Ich geb jetzt auch mal meinen Senf dazu
Ich habe den Reifen Anfang Mai auf meine S1000R montiert...
....und danach ging es gleich für 3 Tage mit "kleinen Umwegen" durch Österreich (Kuhtai, Namlos/Berwang, Oberjoch (D), Tannheimer Tal) über den Brenner nach Südtirol /Dolos.
Wetter war in Ordnung, war zwar nicht sehr warm (immer zwischen 5 und 20 Grad (je nach Höhenlage)) aber ok. Reifendruck bin ich vorne 2,4 und hinten 2,7 gefahren. Hat in Kombination mit meiner sportlich orientierten Fahrweise sehr gut geklappt.
Nach den drei Tagen hatten wir ca. 1500km hinter uns gebracht. Anfahrt und Heimreise waren größtenteils Bundesstraßen und Schnellstraßen, heißt seeeehr viel geradeaus (1/3 von den 1500km -> 500km). Den Rest ging es sehr kurvig durch Österreich und Italien.
Die zweite Tour ging diese Woche wieder über Österreich (Kühtai, Hahnntenjoch, Berwanger Tal) in die Dolos, die große Sella-Runde und über den Mendel- / Gampenpass / Jaufenpass wieder nach Hause. Das Wetter war dieses mal traumhaft, was uns am aber Anfang zum Verhängnis wurde. Da in der ersten Tour der Luftdruck sehr gut gepasst hatte, habe ich diesen auch wieder verwendet. Leider war dies für die Umstände (im Durchschnitt min. 10 Grad wärmer) viel zu viel (mein Kollege mit dem M7RR auf der MT09 dasselbe). Der Reifen schmierte aus jeder Kehre und eine Kontrolle an der Tanke ergab hinten 3,25 und vorne 2,65 bar. Also sofort abgesenkt auf kalt 2,3 / 2,5 (später nachgemessen). Danach hat er keine Zicken mehr gemacht und seinen Dienst sauber verrichtet. Wir spulten 1100km in sehr flotten Tempo ab. Ca. 40-50% waren Schnellstraßen (zur Anreise und Abreise).
So viel zu den "Umständen".
Nun zum Verhalten des Reifens bzw. meinen Erfahrungen / Empfindungen:
Kaltlauf: Bei richtigem Druck ist der Conti wirklich eine Wucht. Was man schon merkt wenn man ihn frisch montiert fährt, das er eine sehr kurze bis keine Einfahrzeit besitzt (Backverfahren, Patent, etc.). Im weitere Gebrauch braucht er einfach sehr wenige Kurven bis er die richtige Temperatur hat um ihn richtig zu fordern. Dies ist mir positiv aufgefallen, als wir von den Joch´s und Pässen nach einer kurzen Pause wieder weitergefahren sind. Ein echter und merkbarer Vorteil/Unterschied zur Konkurrenz (mein Vergleich: S20 Evo)
Stabilität/Dämpfung:
Der Conti hat im Gegensatz zum S20 Evo, den ich als Erstausrüstung hatte, eine um einiges weichere Karkasse. Das hat zum Vorteil, das er definitiv eine größere Eigendämpfung besitzt und so angenehmer zum fahren ist. Echt super in den Bergen, in denen man doch sehr verschiedene Asphaltarten und -zustände trifft.
Ein negativer Punkt - das ist aber schon meckern auf hohem Niveau - ist die Stabilität. Es fühlt sich bei höheren Kurvengeschwindigkeiten (>120km/h) und anständiger Schräglage nicht so transparent an wie z.b. bei dem Bridgestone. Der S20 Evo liegt doch satter. Dies könnte man evtl. verbessern. Spürbar bzw. vorteilhaft m.E. nur bei gutem Straßenzustand.
Handlichkeit:
Der Conti ist sehr sehr handlich und lässt sich wunderbar umlegen und in Schräglage bringen. Auch ein schnelles Korrigieren ist kein Thema. Für mich in diesem Thema einfach die Nr. 1 (hab den CSA 2 auch schon gefahren - damals noch GSXR - einfach klasse). Hier kann auch ein Bridgestone und Konsorten nichts dagegen ausrichten. In den 6 Tagen einfach ein Traum.
Haftung / Aufstellmoment / Beschleunigung (Bremsen) aus den (in die) Kurven:
Haftung ist ausreichend vorhanden. Wie bei mopedreifen.de schon klargestellt - Grip ist kein Thema mehr. Aufstellmoment konnte ich nicht festellen (bin aber auch nur Amateur
). Reinbremsen bzw. Rausbeschleunigen ging wunderbar. Vor allem ins Vorderrad hab ich mit der Pelle ein wahnsinniges Vertrauen. Und damit wären wir schon beim nächsten Punkt.....
Feedback des Reifen / Grenzbereich:
Hier meines Erachtens eine Klasse für sich. Immer ein "vertrauensvolles Miteinander"
Rechtzeitige Warnungen bekommt man immer über das klasse Fahrwerk der S1000R mitgeteilt und kann so immer die Situation sauber einschätzen und entsprechend die Schräglage anpassen (tiefer oder eher vom Gas gehen).
Nässeperformance:
Klasse ist, dass ich den direkten Vergleich zum Vorgänger (CSA2) hatte. Mit dem war Fahren im strömendem Regen einfach eine Fahrt auf rohen Eiern. War echt eine reine Katastrophe. Hab mal versucht einer GS mit halben Enduroreifen hinterher zu fahren, echt eine Kunst...
In Südtirol fing es für ca. 50km richtig zu schütten an. Hier hat mir der Conti echt positiv überrascht. Einwandfreie Performance. So viel Vertrauen konnte ich in der Zeit gar nicht aufbauen um auszuloten was gehen würde. Dafür hat der Vorgänger zu viel kaputt gemacht
Laufleistung:
Ich habe mit dem Reifen nun ca. 2600km abgespult (davon ca. 40% nur Bundesstraßen und Autobahn wegen der Anreise und Abreise).
nach der 1. Tour:
Restprofil vorne: 3,9 (mittig), 2,6 (flanke)
Restprofil hinten: 3,3 (mittig), 3,5 (flanke)
nach der 2. Tour:
Restprofil vorne: 3,0 (mittig), 1,7 (flanke)
Restprofil hinten: 2,3 (mittig), 2,5 (flanke)
Da ich den Vorderreifen auf der Flanke oft fahre bis er ein Slick ist, denke ich das er die 3500km noch erleben wird (nicht im legalen Bereich).
Fazit:
Für mich einfach ein spitze Reifen. Ich würde ihn jedes mal wieder montieren lassen. Vor allem wenn ich ins Gebirge fahre, kann ich mir keinen besseren Reifen vorstellen. Akzeptable Reichweite für die Kombi Sportreifen / S1000R, super Eigendämpfung, atemberaubendes Handling und ... und ... und
Aber!
Die aktuellen Sportreifen liegen einfach zu nah beinander um nicht über den Tellerrand zu schauen. S20 Evo, MPP1, MPP3, M5, CSA2 hab ich schon hinter mir. Dieses Jahr kam einfach eine zu große Palette neuer Sportreifen heraus, die einfach ausprobiert werden müssen...
In meinem Fall werde ich mich noch dem S21 und dem M7RR widmen. Wobei der M7RR für die nächste Dolo-Tour aufgezogen wird und der S21 für die Zeit, wo es nur auf den Hausrunden hoch her geht. Danach
Ich hoffe ich konnte meine Erfahrungen einigermassen weitergeben und dem einen oder anderen eine Hilfestellung geben.