meine Probefahrt mit der S 1000 RR

Alles rund um die S1000RR, und alles was noch mit der S 1000 RR, S1000R und S 1000 XR zu tun hat. Und natürlich der - HP4 - HP 4.

meine Probefahrt mit der S 1000 RR

Beitragvon Jokefrett » 19.04.2010, 15:04

So, ich bin sie auch mal gefahren. Gute 2 Stunden lang bzw. rund 130 km. Um es vorweg zu nehmen, ich bin begeistert. Am allermeisten vom Fahrwerk, weil das so etwas von unauffällig arbeitete und dies meist ein Zeichen dafür ist, dass alles daran stimmt. Ich hab mich bisher auf keinem Motorrad von Anfang an so wohl gefühlt und ich bin ein Typ, der sich sehr feinfühlig an Sachen rantastet und dem auch jedes noch so kleine Teil sofort auffällt. Gut einige Dinge sind mir an der S 1000 RR auch aufgefallen, doch der Reihe nach …
Ich fahre ja eine R1 RN12, der man gewisse Handlingsqualitäten nachsagt. Wenn ich an der RN12 was zu bemängeln hab, dann eine gewisse ’Kopflastigkeit’. Ich fühl mich auf ihr recht unwohl, wenn ich enge Radien (beispielsweise beim Abbiegen) fahren muss, vor allem wenn noch Bodenunebenheiten hinzukommen. Bei der S 1000 RR ist mir bereits auf dem Parkplatz ihre Wendigkeit aufgefallen, fast schon wie ein Fahrrad, keine Spur von Kopflastigkeit. Das setzt sich auch bei höherem Tempo so fort. ’Wedeln’ geht mit ihr wesentlich leichter von der Hand als dies bei meiner R1 der Fall ist. Die S 1000 RR war mit Contis Race Attack bestückt, meine R1 mit MPP. Die Sitzposition ist der auf der RN12 sehr ähnlich. Man sitzt noch ein wenig versammelter, näher am Lenker, dafür etwas höher und mit stärker angewinkelten Knien. Selbst mit meinen 1,68 m kann ich die Maschine im Stand sicher halten, wenn auch nur mit den Zehenspitzen.
Das Moped war vom Feinsten ausgestattet. Schaltassistent, ABS, Traktionskontrolle, Akra, Carbon und die feinen BMW-Zubehörhebelchen waren verbaut. Das Schalten mit dem Assistenten ist etwas ungewohnt. Anfangs ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich zwar ohne Kupplung schaltete, aber auch gleichzeitig das Gas wegnahm. Mit zunehmender Fahrzeit klappte es aber immer besser. Je höher die Drehzahl, umso besser funktioniert der Assistent. Mehrere schnelle Gangwechsel bei niedriger Drehzahl scheint das System nicht so sehr zu mögen … mir war, als würde das System nicht schnell genug nachkommen. Aber das ist auch eine Eigenart von mir, ich fahr in der Stadt gerne höhere Gänge und mit entsprechend niedriger Drehzahl. Wenn man dann unter 3000 Touren einen Gang nach dem nächsten reindrückt, hakt’s irgendwann. Ansonsten arbeitete das System unauffällig. Hört sich fast wie ein DSG-Getriebe an.
ABS … es hat schon eine gewisse Überwindung gekostet, den Hebel mal voll zu ziehen … ich hatte mir dafür extra nen Parkplatz ausgesucht und erstmal auf 70 beschleunigt und dann voll in die Eisen gehauen. Hinten wurd’s leicht unruhig, ich hatte aber kein Problem die Spur zu halten. Das recht grobe Regeln empfand ich als ABS-Neuling gar nicht mal so schlecht. So lässt das System zumindest keinen Zweifel daran aufkommen, was gerade zwischen Gummi und Straßenbelag passiert.
Irritiert hat mich anfangs die Kupplung. Nicht immer, aber doch recht häufig, spürte man beim Ziehen einen leichten Widerstand (so nach ca. 1-2 cm). Ich hab’s auf die Zubehörhebelchen zurückgeführt und mir gedacht, dass der Zug nicht sauber verlegt worden ist. Der Händler meinte jedoch, das sei eine Eigenart der Antihoppingkupplungen!? Ich kann’s nicht beurteilen, hab bisher noch keine Maschine mit AHK gefahren.
Leerlaufsuche war anfangs auch nicht so einfach. Man muss schon sehr sanft zwischen Gang 1 und 2 suchen … sowohl aufwärts wie abwärts. Anderseits – so denke ich mal - vermindert es die Gefahr, beim Hochschalten zwischen den beiden ersten Gängen im Leerlauf hängen zu bleiben.
Beim leichten Hanging off komm ich mit dem Knie an die Seitenverkleidung. Dachte erst, dass größere Fahrer noch mehr Probleme haben müssten, aber die haben – wie ich am Verkäufer testen konnte – auch längere Unterschenkel und entsprechend höher sitzt das Knie. Liegt also an meinen Dackelbeinen :D
Angeblich sollte die Probe S 1000 RR mit dem Einfahrmapping versehen gewesen sein … doch beim Ampelstart zog sie wider Erwarten durch und hob sowohl im ersten wie auch im zweiten Gang das Vorderrad. In beiden Gängen flackerte die Kontrollleuchte der Traktionskontrolle. Im ersten Gang wurde ich recht abrupt eingefangen, als wäre ich wirklich in einen Drehzahlbegrenzer gefahren, der aber definitiv nicht bei 9000 U/min reagierte. Zumindest nicht in Rain- und Sportmodus. Die anderen Modi hab ich nicht so ausgiebig getestet. Die Motorcharakteristik entspricht in etwa dem meiner RN12. Mich haben die 192 PS jedenfalls nicht sonderlich erschreckt. Das Teil ist hervorragend fahrbar. Dass bei der S 1000 RR doch mehr Qualm anstand, merkte ich erst, als ich dann wieder auf meine RN12 gestiegen bin … die kam mir danach etwas lahm vor *ggg*.
Der Rainmodus fühlte sich an, als hätte der Gasgriff ein wenig zu viel Spiel, um dann mit zunehmendem Drehwinkel (Gasgriffstellung) ’überproportional’ an Leistung zuzunehmen. Jedenfalls fühlt sich das beim Anfahren nicht 1:1 an, sondern eher Gummiband-mäßig. Im Racemodus hat man dann wirklich ein 1:1 – Fahrgefühl. Jedes Zucken der Gashand wird sofort ohne Verzögerung in Vortrieb umgesetzt. Damit durch die Stadt zu fahren war eine Qual. In diesem Modus spricht sie wie gesagt sehr digital an, spring ans Gas und schließt auch den Hahn entsprechend scharf. Jedenfalls nervte mich das im Stadtverkehr … dong, tong … dong, tong … aber dafür ist dieser Modus ja auch nicht gedacht :D . Geschmeidiger ging’s im Sportmodus zu, wenn auch nicht so feinfühlig und lastwechselfrei wie bei meiner R1. Das kann meine R1 wirklich besser. Die Lastwechsel sind aber auch nicht so, dass man aufgrund dessen den Spaß an der Maschine verlieren könnte.
Vibrationen hab ich zwischen 6 bis 8.000 U/min in den Fußrasten gespürt … die waren schon recht stark, wenn man bedenkt, dass ich mit Tourenstiefel und entsprechend dicker Sohle fahre … ob die Vibrationen darüber auch noch vorhanden sind, weiß ich nicht, da danach so etwas von die Post abgeht, dass ich darauf nicht mehr achten konnte … :D
Der Seitenständer wirkt ein wenig billig. Kein Pinökel dran und dazu klappt er auch noch recht laut und nachhaltig ein.
Fazit: Beeindruckendes Motorrad! Hab mich - wie anfangs erwähnt - noch auf keinem Motorrad auf Anhieb so wohl gefühlt. Um ehrlich zu sein, ich denke, dass ich mit der S 1000 RR gar besser klar käme als mit meiner R1, auf der ich mich aber auch pudelwohl fühle. Ich kann nur jedem zu einer Probefahrt raten, dann werdet ihr mich verstehen …

Ob ich schon eine bestellt habe? … Nein! Für max. 5000 km im Jahr sind mir die Anschaffungskosten zu hoch. Zudem möchte ich auch beobachten, was es mit den Motorschäden bzw. evtl. vorhandenen Kinderkrankheiten auf sich hat. Ich möchte auch gucken, wie die Japaner im September reagieren / antworten …
Ich hab aber auch mal gesagt, bevor ich ne BMW kaufe, hör ich mit dem Fahren auf … den Spruch möchte ich offiziell zurück nehmen … mal gucken wie sich die Preise der Gebrauchten entwickeln … ;-)
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Re: meine Probefahrt mit der S 1000 RR

Beitragvon MSHPU » 19.04.2010, 15:30

Guter Bericht, das deckt sich so ziemlich mit meiner bisherigen Erfahrung (siehe Zwischenstandsbericht nach 638 km: http://www.motor-talk.de/blogs/mschoeps/bmw-s1000rr-erster-eindruck-nach-638-km-t2664327.html. Eben ein Wahnsinnsgefährt mit kleinen Einschränkungen.
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Re: meine Probefahrt mit der S 1000 RR

Beitragvon road-runner » 19.04.2010, 18:35

habs eben mal in motortalk gelesen....

es gibt kein perfektes Motorrad!!!!!!!!!!!!!!!

Die Ingenieure bei BMW werden wahrscheinlich entweder lauthals lachen oder nur noch mit dem Kopf schütteln...



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Re: meine Probefahrt mit der S 1000 RR

Beitragvon Bugi » 19.04.2010, 19:56

Moin moin,


jetzt hört doch mal endlich mit diesen blöden Berichten auf :mrgreen: :mrgreen:
Die bestärken mich ja nur noch mehr, mir (uns) so ein Spielzeug zuzulegen... sozusagen als 'FirmenTestFahrzeugFürZwei' (Wolle und Bugi :D )

Im Ernst, nachdem ich damals nach Ankündigung der S-RR erste Daten und Fotos gesehen habe, dachte ich eigentlich, dass es mal wieder ein neuer 0815 Japan Racer ist. Aber inzwischen denke ich als alter BMW Fan doch anders. Feines Teil und sicher eine Option für ein Weihnachtsgeschenk un uns selber. Außerdem muss ja unser neuer Leistungsprüfstand etwas zu tun haben :mrgreen:


Grüße... Bugi
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Re: meine Probefahrt mit der S 1000 RR

Beitragvon MSHPU » 19.04.2010, 23:13

road-runner hat geschrieben:es gibt kein perfektes Motorrad!!!!!!!!!!!!!!!
Die Ingenieure bei BMW werden wahrscheinlich entweder lauthals lachen oder nur noch mit dem Kopf schütteln...
:roll: :roll:


Ich muss zugeben, dass ich nicht ganz folgen kann. Findest du es dämlich, sich die Frage nach einem perfekten Motorrad zu stellen oder ist die Frage dämlich, weil die S1000RR absolut perfekt ist? Hilf mir auf die Sprünge...
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Re: meine Probefahrt mit der S 1000 RR

Beitragvon road-runner » 20.04.2010, 12:34

..ich finde gar nichts dämlich!

manches hätt ich auch gerne anders, aber wir meckern wirklich auf hohem Niveau !


:wink:
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Re: meine Probefahrt mit der S 1000 RR

Beitragvon MSHPU » 20.04.2010, 12:50

Da liegst du allerdings richtig, das Niveau ist erstklassig. Das habe ich heute gemerkt, als ich nach 1.010 km auf der S1000RR wieder auf die CBR600RR gestiegen bin. Kleinigkeiten sind an der Honda besser aber die BMW ist trotzdem ein tolles Mopped.

Und so ein wenig meckern gehört ja dazu, wir wollen uns ja auch auf eine noch bessere zweite Generation freuen! :mrgreen:
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