So liebe Motorradfreunde:
Unser Staat, der den wir alle so lieben und dem wir vertrauen hat dann in dieser Sache das für
sich beste Urteil gefällt:
„Das Verfahren wird eingestellt. Eine Ahndung ist nicht geboten. Ihre Auslagen müssen Sie selber tragen.“
Das ist kein Freispruch. Ich habe auch kein Widerspruchsrecht.
Es ging um 34 km/h da wäre eine Ahndung schon geboten.
Ich hatte beim Gerichtstermin auf Fehler beim Provida-Messverfahren hingewiesen, da dies die Höhe des Fahrzeuges für die Abstandsberechnung nutzt.
Die Höhe ist jedoch bei einem Motorrad nicht konstant.
Siehe Text unten.
Man hat jetzt festgestellt, dass man seit Jahren Motorradfahrer mit diesem Fehlerträchtigen Messverfahren unberechtigterweise zur Kasse gebeten hat, will dies aber gerne auch in Zukunft so weiter tun. Daher dieses Urteil.
Das ist für mich erst mal ok, alle anderen Motorradfahrer werden mit diesem Fehlerträchtigen Messverfahren aber weiter zur Kasse gebeten.
Hier mein Textentwurf für den Rechtsanwalt:
Die FahrzeughöheWird bei der Auswertung des Videos davon ausgegangen, dass die Fahrzeughöhe konstant ist?
Falls ja, dem ist nicht so.
Es gibt viele Faktoren, welche die Fahrzeughöhe während der Fahrt beeinflussen:
Beschleunigungs- oder Bremsvorgänge, die Sitzposition und das Gewicht des Fahrers, die Topografie der Fahrbahn und nicht zuletzt die Abstimmung des Federungs- und Dämpfungselemente.
Beschleunigungs- oder BremsvorgängeDie folgenden Bilder zeigen eine Husqvarna 701 auf einem Rollenprüfstand.
Interessant dabei ist, wie sich die Fahrzeughöhe alleine durch Beschleunigung bzw. Verzögerung verändert.
Bild fehlt, daher der Link zum Video:
(Alle Bilder stammen aus diesem Video)
https://youtu.be/G2SZUE_E4n8Die Bildausschnitte wurden so gewählt, dass die Fahrtrichtungsanzeiger mit höchst möglicher Auflösung zu sehen sind.
Bild 1 zeigt das Fahrzeug bei konstanter Geschwindigkeit (Bild fehlt)
Die Gehäuse der hinteren Fahrtrichtungsanzeiger (Blinker) haben eine Höhe von 29 mm.
Die Kameraposition ist fest. Im Bild 1 liegt der hintere rechte Fahrtrichtungsanzeiger mit seiner Oberkante knapp unter der Oberkante der Segmentabdichtung des Rolltores.
Die Mitte der Kameralinse liegt auf einer geraden Linie (nicht Höhe) mit der Oberkante der Segmentabdichtung. Diese Linie wird beim Bewegen des Krades durchschnitten.
Bild 2 zeigt das Fahrzeug beim Beschleunigen auf der Rolle (Bild fehlt)
Der Fahrtrichtungsanzeiger steht nun mit seiner Oberkante deutlich über der Oberkante der Segmentabdichtung des Rolltores.
Da das Gehäuse des Fahrtrichtungsanzeigers eine Höhe von 29 mm hat, kann man jetzt mit Sicherheit davon ausgehen, dass sich das Fahrzeugheck mindestens um 29 mm, vermutlich aber eher um 40 mm angehoben hat. Und das, obwohl das Fahrzeug auf dem Prüfstand mit Hilfe von Zurrgurten, welche man zur Ladungssicherung verwendet, verspannt ist.
Welche Auswirkungen hat eine Veränderung der Fahrzeughöhe um 40 mm hinsichtlich der Bestimmung des Abstandes? (Annäherungsproblem)
Angenommener Fall: Das ProViDa-Motorrad nähert sich dem vorausfahrenden Krad an, müsste das vorausfahrende Krad im Video größer bzw. höher werden. Das würde dann herausgerechnet.
Verringert sich jetzt aber gleichzeitig die Höhe des Vorausfahrenden durch o.g. Fahrdynamik, so würde das Vorausfahrende Krad mit konstanter Höhe im Video erscheinen und bei der Auswertung würde man von einem konstanten Abstand ausgehen, obwohl Annäherung stattfindet, also die Geschwindigkeit zu hoch einschätzen.
Die Sitzposition des FahrersIm Gegensatz zu fast allen anderen Krad-Typen, bei denen die Sitzposition des Fahrers konstruktiv bedingt vorgegeben ist, nimmt ein Enduro- bzw. Supermoto-Krad eine Sonderstellung ein:
Um eben gerade die fahrdynamischen Veränderungen (unterschiedlich starke Belastung von Vorder-bzw. Hinterrad) nutzen zu können, ist die Sitzbank an einer Enduro/Supermoto durchgehend ausgeführt.
Sitzt der Fahrer sehr weit vorne, so sind das Vorderrad und seine Federelemente stärker belastet als das Hinterrad.
Sitzt der Fahrer weiter hinten, so belastet er das Hinterrad stärker.
Das Gewicht des FahrersMein persönliches Gewicht liegt fahrfertig, also in kompletter Montur mit Kleidung und Helm bei ca. 110 kg.
Die Werksabstimmung eines Motorrades ist aber auf ein Durchschnittsgewicht von 80 kg ausgerichtet.
Dadurch sind die Feder- und Dämpfungselemente für mein Gewicht viel zu weich und das Fahrzeug federt überdurchschnittlich weit ein bzw. aus.
Die Topografie der FahrbahnUm Einflüsse der Fahrbahntopografie auf die Höhe eines Motorrades zu verstehen, muss man die Extreme betrachten.
Das Durchfahren von Fahrbahnsenken kann ein Fahrwerk, insbesondere mit einem zu schweren Fahrer, im Extremfall bis zum Anschlag einfedern lassen.
Fährt das Krad jedoch über eine Kuppe, so kann das Fahrwerk wieder im Extremfall komplett ausfedern.
Das kann sogar zum Abheben des Fahrzeuges führen.
Dabei ändert sich selbstverständlich auch die Fahrzeughöhe.
Im Falle einer Enduro/Supermoto sind die Federwege vorn 215 mm und hinten 250 mm.
Die Topografie der Fahrbahn kann sich also über die geänderte Fahrzeughöhe zu Ungunsten eines Beschuldigten auswirken.
Die Fahrzeughöhe bzw. Sitzhöhe und FederwegeEnduro / Supermoto Kräder haben zum Beispiel eine Sitzhöhe von unbelastet 950 mm und Federwege von 300 mm. Ein Sportmotorrad (BMW S1000R) hat dagegen eine Sitzhöhe von 814 mm und Federwege von 120 mm.
Bei Enduro/Supermoto-Fahrzeugen haben die langen Federwege sehr starken Einfluss auf die Fahrzeughöhe.
Vielleicht hilft das anderen Motorradfahrern in einer ähnlichen Situation.
L.G.
Frank