von dauid » 04.01.2016, 16:16
Hallo,
ich weiß, dass Thema Kettenradspiel ist schon hier und da mal angerissen worden, aber meines Erachtens nie mit einem, zumindest für mich, zufriedenstellenden Ergebnis ausgegangen. Antworten gehen über "bissi Spiel is normal" bis zu was alles von BMW ausgetauscht wurde. Verschlissene Kettenradträgerlager und vorallem immer wieder gern die ca. 80 EUR teuren Ruckdämpfer Gummis usw.!
Hintergrund:
Ich habe mir Mitte 2015 eine rund 5000 km gelaufene S1000RR Bj. 2011 gekauft und da ich ein Putzer und Pfleger bin und auch die Kette gereinigt habe, ist mir damals schon das meiner Meinung nach zu große "Spiel" im Kettenradträger negativ aufgefallen. Ich spreche hier nicht von einem minimalen Radialspiel was es immer gibt und durch zunehmend verschleißende Ruckdämpfer Gummis mehr wird, sondern von einem erheblichen "Axialspiel" (also Beweglichkeit zwischen Schwinge und Felge hin und her gerüttelt).
Das gab es so in der Art noch bei keinem meiner vielen Motorräder die ich schon so besessen habe seit ich 18 bin (heute 41) und das Prinzip ist nach wie vor seit Jahrzehnten das gleiche.
Also im Forum nachgelesen und im Anschluss einfach erstmal neue Ruckdämpfer verbaut, da es ja so reiche, schlaue gibt, die es für normal erachten wenn bei jedem Reifenwechsel einfach mal die Dämpfer für 80 EUR mitgemacht werden. "Mein Gott, was kostet die Welt und wer BMW fährt kann sich auch bla, bla leisten........" naja..... und anfänglich saßen die neuen Gummis noch recht stramm, sodass ich dachte das wars tatsächlich. Zumindest habe ich nichts weiter verfolgt.
Aber Pustekuchen. Nach nur 500km Kette kontrolliert und das Axial wie auch ein für neue Ruckdämpfer zu großes Radialspiel war wieder da als wäre nix gewesen.
Nun im Winter mit etwas Zeit ließ mir das Thema einfach keine Ruhe. Einfach weiterfahren als wäre nichts wollte ich nicht. Das Axialspiel ist so nicht normal! Also alles ausgebaut und alles zerlegt.
Den Kettenradträger genau begutachtet und zigfach neu und versetzt auf das Rad gesetzt und bewegt und gemacht und getan. Wackelt wie ein Entenarsch. Das kann und DARF!!! meines Erachtens so nicht sein. Ich spreche nicht von minimalem Lagerspiel, was es immer gibt und auch sein muss!
Nun habe ich den Sicherungsring des Kettenradträgerlagers (Typ SKF 62/28 RS) entfernt, nachdem ich den Dichtring entfernt habe und mal das Lager vorsichtig rausgeklopft (das sitzt garnicht so stramm und bedarf keines Spezialwerkzeugs, das kommt mit ner passenden Nuss und einem Gummihammer ganz leicht aus dem Träger). Dahinter sitzt nun der eigentlich Übeltäter. Eine aus Alu gefertigte Distanzhülse die beim Zusammenbau und festziehen des Hinterrades alles stramm gegeneinander zieht, so wie es ersteinmal sein soll.
Bei genauerem Begutachten des Lagersitzes im Zusammenspiel mit dieser Hülse habe ich bemerkt, dass diese wenn man den Kettenradträger ohne Lager in das Hinterrad einsetzt innen über den Lagersitz hinausragt, um ca. 1- 1,5 mm!) Der gesamte Ketteradträger lässt sich nun, ohne Lager, erstmals richtig und vollständig auf das Hinterrad bzw. in die Ruckdämpfer einsetzen!!! Der Kettenradträger hat nun schlagartig minimalst bis gar kein Radial und erst recht nicht das schlimmere Axialspiel (was vermutlich bei manchen auch das Kettenrad "eiern" lässt).
Drückt man nun das Lager in seinen Sitz bis zum Anschlag rein, dann bemerkt man sofort, das die zu breite Distanzhülse das Lager entweder nicht ganz reinflutschen lässt bis zum Anschlag unten im Kettenradträger und dadurch der Sicherungsring auch nicht montiert werden kann oder aber man drückt es rein bis zu seinem ordnungsgemäßen Sitz und kann den Sicherungsring wieder montieren, dabei merkt man aber deutlich, dass sich der gesamte Kettenradträger wieder aus seiner erforderlichen Position im Rad um etwa 1- 1,5 mm rausrutscht und das Teil eiert wieder rum und hat in alle Richtungen wieder das zu große Spiel!
Es gab hier schoneinmal einen Schreiber, der ein Youtube Video vom ausgebauten Ketteradträger mit durchgesteckter Achse einstellte und dieses Spiel für das Axialspiel verantwortlich machte. Das ist es aber nicht. Die Lagerhülsen müssen mit etwas Spiel auf der Achse sitzen und auch die Hülse im Kettenradträger darf etwas spiel in ihrer Kettenradträgerdurchführung haben. Sind letztlich nur Distanzhülsen!
Mit dieser Erkenntnis bin ich zu einem Kumpel gefahren, dessen Vater eine Drehbank hat und wir haben die Aluhülse nachgefertigt mit ca. 1,3 mm weniger Breite. darauf haben wir nu extrem drauf geachtet, dass die neue Hülse nun mit dem Anschlag des Lagers im Kettenradträger "bündig" abschließt. Zu kurz wäre übel, da dann die Distanzhülsen beim Anziehen der Radmutter das Lager verspannen würden. Es muss also unbedingt bündig sein.
Nachdem die Hülse nun fertig war, was kein großer Akt auf einer Drehbank ist, habe wir das Lager wieder in den Träger eingebaut und alles zusammengebaut.
Resultat:
Nun sitzt der Kettenradträger vollständig im Sitz drin auf seinen Ruckdämpfern und es besteht ein minimalstes, kaum spürbares Spiel in Radialrichtung (neue Gummis) und minimalst in Axialrichtung (Lagerspiel). So ist es normal, ist ja ein bewegliches Teil das nicht bombenfest verpresst sitzen sollte, aber eben auf Sitz anliegen muss.
Habe interessehalber mal die 5000km "alten" Ruckdämpfer eingesetzt und selbst die haben kaum mehr Spiel, sprich, waren noch lange nicht verschlissen!
Die Hülse sollte aber auf keinen Fall zu kurz werden!!!! Sonst verspannt sich das Lager und das wäre sicher noch schlimmer als das Spiel. Das Axialspiel verschleißt allerdings auch erheblich das Lager bei Belastung. Deshalb bekommt der ein oder andere sicher auch immer mal ein neues Lager von BMW verbaut. Die Ursache dafür ist aber die Hülse hinter dem Lager.
So, wer mit dieser Erkenntnis was anfängt und wer bei sich am Moped welches Spiel für "normal" hält oder nicht ist jedem selbst überlassen.
Fakt ist: ja, ein minimales Spiel in Axialrichtung gibt es (Lagerspiel), aber so minimal das man sich schon sehr darauf konzentrieren muss. Ein wackelnder Kettenradträger ist definitiv nicht normal und nicht Stand der Technik.
Es handelt sich hierbei meines Erachtens um ein weiteres Qualitätsproblem aus der unter Kostendruck stehenden Fertigung einer BMW S1000RR (naja wie bei allem was man heute käuflich erwerben kann), der sich in andere Rückrufe, wie Schalterarmaturen oder Nockenwellenlager und was es noch alles in den verschiedenen Modelljahren gab, einreiht!
Ich kann nur sagen, die Schalter und nun der Kettenradträger waren bei noch keinem meiner Motorräder ein Thema und bei dem von mir erhofften Premiumprodukt von BMW habe ich unterm Strich qualitativ besseres erwartet und ich spreche nicht von Fahrfeeling oder anderen lobenswerten Eigenschaften. Nur von der Qualität.
MfG
Thomas