FlyingDevil hat geschrieben:Im Normalfall dürfte das Ankern nur mit der Vorderradbremse reichen, dafür ist das System doch so entwickelt...denke ich.
Da ich die Hinterradbremse aber auch zu stabilisieren einsetze, habe ich den linken Fuß eh im Einsatz.
Gewöhnungbedürftig finde ich nur das sich der Druckpunkt der Hinterradbremse verlagert, je nach dem ob "vorher" schon vorne gebremst wurde oder nicht.
Mich würde mal interessieren ob ihr das auch so wahrnehmt.
Optimale Bremswege erzielt der halbwegs geübte Fahrer, wenn er sich gänzlich auf eine Bremsen, die Vorderradbremse (!), konzentriert. Durch die dynamische Radlastumverteilung beim Bremsen wird das Hinterrad der Sportler (wie die S1000R) soweit nach vorn verlagert, daß das Hinterrad komplett entlastet wird und 0% zur Bremsung beiträgt.
So, nun ist die R1000R mit allerlei ABS-Elektronik gespickt, die unter anderem auch einen Überschlag erkennen und verhindern soll. Die Sensorik tut sich nicht leicht einen beginnenden Überschlag zu erkennen, gerade auch, wenn man wirklich vorne 100% Bremskraft beaufschlägt. Im Prinzip ist die Erkennung daran gebunden, einen plötzlichen, unplausiblen Drehzahlabfall des HInterrades zu diagnostizieren. Das ist ein Hinweis darauf, dass das Hinterrad abgehoben hat. Das geht aber nur einigermassen sicher, wenn das Hinterrad mitgebremst wird.
Ich habe auch noch ein paar andere ABS-Motorräder in der Garage, die keine Integral/Teilintegralbremsen haben. Diese kann man selbst mit ABS-Regelung zum Stoppie oder sogar zum Überschlag bringen, wenn man hinten nicht mitbremst. Das geht sogar auf Nässe (habe das den Instruktor beim ADAC-Sicherheitstraining auf Nässe vorgemacht / auf Metzeler M7RR). Wenn man aber hinten mitbremst, dann erkennen die Systeme den beginnenden Stoppie und regeln gegen.
Früher, als ich Rennstrecke gefahren bin, habe ich gerne mit der Hinterradbremse das Mopped vor der Kurve angestellt um in die Kurve zu sliden. Naja, so gut bin ich aber heute nicht mehr - das braucht etwas Übung. Gut ist, wenn man denn ein Supermoto-ABS hat, wie z.B. bei den KTM Dukes. Da kann man dann vorne beherzt reinlangen und sich auf das ABS freuen und trotzdem hinten das Heck mitlenken lassen.
Interessant ist z.B. das Integral-ABS bei der Honda Fireblade. Dieses ist sogar ein echtes Brake-by-wire-System. Hier wird das Heck bei einer Gefahrenbremsung minimal vor der Front gebremst, um die Maschine hinten in die Federung zu ziehen und dann vorne sehr dosiert voll reinzulangen. Dadurch bleibt der Supersportler auch gut in der Spur. Das geht so schnell, daß kann man nicht manuell nachmachen. Ist sehr witzig, wenn man bei der Honda Fireblade einfach mal voll reinlangt. Das funktioniert echt klasse und sie überschlägt sich trotz der extremen Supersport-Konfiguration nicht. Auch sind hier, durch das Brake-by-wire, keine Regelimpulse mehr spürbar. Sie bremst einfach nur.
Also, das teilintegrale ABS-Bremsen hat insbesondere Vorteile beim Stoppieverhindern.