Das leidige Thema: Federvorspannung

Alles womit man die S1000RR - S 1000 RR - HP4 - HP 4 an seine Anforderungen anpassen kann.

Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon Alex87 » 01.06.2018, 20:28

Guten Abend allerseits,

da ich dies gerne endlich für mich geklärt haben möchte habe ich folgende Frage:

"Wird durch die Federvorspannung NUR die Geometrie verändert oder AUCH die Federung straffer?"

Es hat alles mit dem Handbuch, dem Internet und einen Kollegen so richtig an Fahrt aufgenommen. Ich habe unzählige Threads zu dem Thema durchgelesen und es tauchen immer wieder zwei verschiedene Meinungen auf:

o Meinung 1: Preload verändert nur Geometrie
o Meinung 2: Preload verändert Geometrie UND strafft die Feder (es wird mehr NM pro mm benötigt - wobei wir doch eine Lineare Feder haben und dort sich nichts ändern sollte)

Mein konkretes Problem ist, dass ich mit Equip gut 85kg wiege aber vorne zu viel eintaucht wenn ich das Fahrzeug belaste. Laut Handbuch 10-15mm, ich liege bei knapp 22mm. Ich habe doch, wenn "Meinung 1" stimmt, keine Chance weniger SAG durch eine veränderte Federvorspannung zu bekommen, also Richtung 15mm. Wenn brauche ich eine härtere Feder. Richtig oder Falsch?

Ich hoffe echt, dass ich das Thema danach für mich abschließen kann. Und es tut mir echt leid, dass ihr wieder einen Fahrwerks Thread mit dem Thema ertragen musstet :ahh:
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon Smarty » 02.06.2018, 08:06

Nein, eine Feder ändert ihre Eigenschaften durch die Änderung der Vorspannung nicht.
Die Kraftverhältnisse ändern sich bei Änderung in der Tat etwas. Sind aber zu vernachlässigen.

Wenn es nicht passt, neue Feder einbauen.

https://www.motorradonline.de/werkstatt ... 90557.html
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon cpu » 02.06.2018, 08:32

mit der Federvorspannung wird eingestellt, wieviel Kraft nötig ist, bis die Feder überhaupt anfängt sich zusammen zu drücken.
Beispiel:
Du hast eine Feder, die sich pro 10 Kg Belastung um 1 mm zusammendrückt,
durch die Federvorspannung hast du 60 Kg "Gegendruck" erzeugt,
du setzt dich mit deinen 85 KG Gewicht drauf --> die Feder wird um 25 mm zusammengedrückt (60 Kg werden durch die Vorspannung aufgebraucht, 25 Kg bleiben für das Zusammendrücken übrig).
Jetzt erhöhst du die Federvorspannung auf 70 Kg "Gegendruck"
--> wenn du dich draufsetzt wird die Feder nur noch um 15 mm zusammengedrückt.

Trotzdem ist die Feder in beiden Fällen gleich "hart",
d.h., sie federt mit deinem Gewicht bei der identischen Bodenwelle um den gleichen Wert weiter ein.

Also JA, wenn du die Federvorspannung erhöhst, dann sinkt das Motorrad bei Belastung mit deinen 85 KG weniger weit ein.
Eine härtere Feder brauchst du nur, wenn trotz maximaler Federvorspannung du immer noch zu weit einsinkst.
Ich denke aber, das dürfte erst ab ca. 120 Kg der Fall sein...
:mrgreen:
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon Hobbes » 02.06.2018, 08:49

Der Artikel von Motorrad beschreibt es ganz gut. Wenn Deine Front zu tief eintaucht, dann musst Du die Vorspannung an der Gabel erhöhen. Das sollte eigentlich bei 85 kg auf jeden Fall ohne härtere Feder noch machbar sein.
Bei den Werten, wie der Negativfederweg eingestellt werden soll, ist darauf zu achten, wie sie gemessen werden sollen. Ich meine, dass in der Anleitung zu meiner S1kR das Motorrad ohne Fahrer als Basis genommen wird. Die Werte beziehen sich dann auf das zusätzliche Eintauchen, wenn der Fahrer aufsitzt.
In den meisten Fahrwerksthemen wird eine Empfehlung für den Negativfederweg von ca. 1/3 des Gesamtfederwegs gegeben. Basis ist dann das komplett entlastete Fahrwerk.
Es kann dann also sein, dass die 15 mm zusätzlich bei der BMW Beschreibung, bezogen auf den Gesamtfederweg ca. 40 mm sind.
Wenn Du auf Bücher stehst, dann möchte ich Dir folgendes an Herz legen.

Paul Thede/ Lee Parks, Handbuch Motorradfahrwerke, Einstellen - Optimieren - Reparieren

Beste Grüße
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon Smarty » 02.06.2018, 12:28

Eigentlich hätte ich das auch weglassen können, da es für die Sache keine Relevanz hat.
Ich dachte nur, bevor ein „ist aber nicht ganz richtig-Kommentar“ kommt, erwähne ich es mal.
Hat aber jetzt zu deiner Verunsicherung beigetragen :(

Stell´ das Fahrwerk wie beschrieben ein (30%Negativfederweg). Das ist die Grundeinstellung.
Schlussendlich regelt das den Federweg und es ist sichergestellt, dass die Federung funktioniert und nicht auf Block geht.
Das gilt aber nur für das spezifizierte Gewicht. Wiegst du z.B. 130Kg wird die Feder trotzdem einsacken.

Um das Fahrwerk etwas agiler zu gekommen, kannst du hinten auch etwas „nach oben“ gehen.
Der Rest wird über Zug- und Druckstufe eingestellt.

Feddisch.

Es ist einfach nicht wahr, dass man über die Federbasis die Härte verstellen kann.
Der Federstahl bleibt wie er ist.
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon Mavro » 02.06.2018, 20:09

Die Sache ist eigentlich super simpel: 5mm mehr Vorspannung vorne hebt die Front 5mm an. Infolge dessen verändert sich der Lenkerwinkel (Gabel-Strasse) und der Nachlauf.
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon Sandie » 02.06.2018, 20:56

Ja. Aber nur im Stand.

Die Vorspannung ist genau dafür da, unterschiedliche Beladungszustände auf ein einheitliches Niveau zu bringen.
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon Mavro » 05.06.2018, 09:43

Sandie hat geschrieben:Ja. Aber nur im Stand.

Die Vorspannung ist genau dafür da, unterschiedliche Beladungszustände auf ein einheitliches Niveau zu bringen.


Genau so is'ses.
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon Whitefn2 » 12.06.2018, 08:45

Ich möchte mich hier mal einklinken, ich habe meine S1000RR Bj 2011 letztes Jahr im August gekauft, und fahre mit den Einstellungen des Vorbesitzers, Ich wiege knapp 100 KG bei 1,89. Was für eine Einstellung würdest Ihr mir empfehlen?
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon Mavro » 12.06.2018, 09:59

Grundsätzlich sind Fahrwerkseinstellungen individuell. Ich würde nicht ungesehen eine Einstellung jemand anderen übernehmen.
Stelle Dir mal die Serienwerte (Vorgaben) als Ausgangsbasis ein (notiere Dir zuvor, was Du bisher eingestellt hattest bzw. übernommen hattest). Und probiere selbst, was sich wie verändert. Danach muss man analysieren, was unbefriedigend ist und wie man dem beikommt. Das ist durchaus komplex und man benötigt viel Gefühl und Wissen.

Ich behaupte, dass 80% der Leute das nicht wirklich können; und man braucht auch eine bestimmte Teststrecke, um Unterschiede herauszufahren.

Und dann sollte man immer im Kopf behalten, dass eine Fahrwerkseinstellung immer ein Kompromiss darstellt! Dieser Kompromiss funktioniert an vielen Stellen gut, an einigen garnicht gut. Aber damit muss man leben.
Auf der Rennstrecke ist die Einstellung gut, mit der man die Runde am schnellsten abspult! Dafür muss man aber erstmal reproduzierbare Rundenzeiten im Zeitfester unter einer Sekunde fahren können. Tja, damit scheiden dann noch weitere 17% (zu den 80% von oben) aus - ich übrigens auch.
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon Hobbes » 13.06.2018, 05:39

Whitefn2 hat geschrieben:Ich möchte mich hier mal einklinken, ich habe meine S1000RR Bj 2011 letztes Jahr im August gekauft, und fahre mit den Einstellungen des Vorbesitzers, Ich wiege knapp 100 KG bei 1,89. Was für eine Einstellung würdest Ihr mir empfehlen?


Zuerst würde ich die Ist-Einstellung prüfen. Dazu als erstes messen, ob die Federung in der Vorspannung passend eingestellt ist. Das kannst Du so machen, wie ich es oben beschrieben habe. Entweder wie die Bedienungsanleitung das sagt, oder eben so 1/3 zu 2/3. Negariv- zu Positivfedereg.
Bei der Dämpfungseinstellung: auch die Ist-Einstellung feststellen. Einstellung dann auch, wie in der Bedienungsanleitung beschrieben.
Ob die Zugstufe in etwa passt kannst Du als Anhaltswert prüfen: Du drückst das Motorrad etwa mittig (Tank) runter und lässt es schlagartig los (Achtung: Unbedingt einen Helfer hinzuziehen!!). Das Motorrad muss nun vorne und hinten zügig und gleichmäßig hochkommen, ohne Überschwingen und Nachwippen. Wenn Du mal vorn und hinten die Zugstufe zum Testen mal ganz öffnest und ganz schließt, dann kann man den Einfluss gut spüren. Danach dann das "zügig", < 0,5 s ca, einstellen. Weitere Veränderungen muss man dann erfahren und dann ggf noch nachstellen.
Die Einstellung der Druckstufe ist im Stand nicht gescheit möglich, wenn man nicht schon mal "hunderte"Motorräder in der Mache hatte. Hier auf die Werte aus der Bedienungsanleitung zurückgreifen. Und dann beim Fahren feststellen, ob es passt. Ggf Anpassungen vornehmen.

Hinweis: Ich bin mir darüber im Klaren, dass das Thema sehr viel komplexer und vielschichtiger ist. Daher bitte beachten, dass mit dem oben beschriebenen nur eine gute Ausgangsbasis eingestellt werden kann. Individuelle Vorlieben und Ansprüche sind dann eben auch individuell einzustellen.
Gruß Hobbes
P.S.: Ergänzungen gern genommen.
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Re: Das leidige Thema: Federvorspannung

Beitragvon G.A.C.O. » 13.06.2018, 10:46

Fahrwerk sollte warm sein, bevor die Einstellungen beginnen.

Gruß
G.A.C.O.
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