Nein, nicht was ihr wieder denkt


Mein Fazit nach insgesamt 3 mal Mallorca zum Saisonabschluss: Geniale Insel jenseits der paar hunder Quadratmeter deutscher Kulturbereicherung am Ballermann, wunderschöne Landschaften, sehr angenehmes Spätsommerwetter im November und ein absolut spassiger Kurs. ...und im nächsten Jahr nehme ich meine eigene Maschine mit. Nie wieder acidgreen möchte ich nur sagen....
Ich war dort vor 4 Jahren mit einer R1200S von Team Motobike, im zweiten Jahr mit einer HP2 Sport von Team Motobike und in diesem Jahr mit einer S1000RR von Team Motobike. Einmal dürft ihr raten, welche Maschine am spassigsten war ...
Hier nun der Bericht vom Rudi, leider nicht hier im Forum vertreten: Quelle http://www.mofler.de/forum/showthread.php?s=&threadid=13097
Ballermann S1000RR
Bei Erscheinen der BMW S1000RR runzelte ich die Stirn wegen der 200PS Zahl. Mit diesem Material sind die Cracks vor wenigen Jahren noch für den Pokal um den Ring gefahren. Ob das gut gehen kann als Normalfahrer mit soviel Leistung? Bei der BMW-NL versicherten mir mehrere Leute, dass diese Maschine eine hohe Fahrbarkeit hat. „Klar“ dachte ich mir, für einen IDM Fahrer vielleicht. Ich glaubte nicht daran und tendierte gedanklich weiter zu einer 600er bzw. 750er für den Ring, oder höchstens einem Zweizylinder mit 130/140PS.
Nun war ich wieder mit Team Motobike am Ring in Mallorca unweit des unsäglichen Ballermann 6. Ums Ballern ging es auch hier, aber anders als es der Feiervogel beim „Bierkönig“ oder im „Oberbayern“ macht. Es ging darum 3 Tage lang nach Gusto um den Ring mit Fernsicht auf Palma zu fahren, oder meinetwegen zu ballern. Im Übrigen kann man in den Pausen eine weitere wunderschöne Aussicht auf das Tramuntana Gebirge genießen.
Die Gelegenheit nutzte ich aber lieber um die S1000RR gründlich zu erleben. Es war ein Erlebnis der besonderen Art.
Vorab, alle die eine gepflegte Abneigung gegen die Marke BMW als solche haben oder sich aus anderen Gründen gegen den technischen Fortschritt stemmen, oder gar unter beiden Vorurteilen leiden, mögen jetzt bitte wegklicken, denn für die Leser ist der Beitrag nun zu Ende.
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Auffallend an der S1000 ist ihre kompakte Erscheinung, sie mutet kaum größer als eine 600er an. Auch beim rangieren sehr leicht, die Verarbeitung mutet sehr wertig an, keine gammeligen billigen Schrauben wie an den Boxern. Alles sehr schön gemacht, so wie man es von einem Japaner der entsprechenden Kategorie gewohnt ist.
Die S1000RR hat mehre Modi zum einstellen der Motorcharakteristik, Regen, Sport, Race und Slick. Die ersten drei Modi stellst Du an einem Schalter am Lenker ein, auch während der Fahrt, für den Slick Modus musst Du am Steuergerät was umstecken. Das Fahrwerk wird von Hand eingestellt, bietet aber deutlichere Markierungen an den Stellschrauben als die Wettbewerber, damit findet man sich imho leichter zur recht. Wobei ich da nicht rumgedreht habe, da die Fahrzeuge i.d.R. vom Team Motobike sehr gut vorbereitet werden. Man konnte im Stand probieren und sehen wie sie gleichmäßig vorne und hinten ein- und ausfederte. Also, Finger weg vom Fahrwerk.
Am Vormittag des ersten Tages nahm ich mir den Tip von Volker aus Basel zu Herzen und fuhr die BMW im Regenmodus, trotz strahlendem Sonnenschein. Außerdem musste ich mich auf diesem trickreichen Kurs zunächst wieder zurechtfinden. In diesem Modus ist sie verhältnismäßig zahm und geht sehr weich ans Gas, sie hat dann auch „nur“ 150PS, meine Güte, das ist doch schon genug dachte ich mir. In diesem Modus greift die Traktionskontrolle sehr früh ein, ich lies es sehr ruhig und mit Respekt angehen, spielte lediglich später ein bisschen damit indem ich anfing bei bestimmten Kurvenausgängen stets bisschen mehr Gas zu geben, ich stellte fest, der Eingriff des Systems ist sehr sensibel und fein. Das schafft tiefes Vertrauen in den Boliden.
Nach dem Mittagessen stellte ich sie auf volle Leistung, also 200PS, aber noch mit Überschlagerkennung und Traktionskontrolle. Sport-Modus genannt. Dabei blieb es auch die ganze Zeit, weil völlig ausreichend. Der Motor geht ohne Lastwechsel und sehr gut dosierbar ans Gas. Auffallend einfach zu fahren das Gerät, trotz der vielen Leistung. Dazu später mehr.
Den Race-Modus schenkte ich mir daher auf Anraten der anderen die damit schon Erfahrung hatten, sie geht dann nur noch härter ans Gas, was bei den vielen engen Kurven auf dem Kurs eher die Linie versaut, zumindest wenn man unvorbereitet ist.
Slickmodus, ging ohnehin nicht in Ermangelung der Slicks und der Erfahrung damit.
Diese Maschine hat im Sportmodus drei Drehzahlbereiche hat in denen was passiert, wie folgt
Bis 4000U/min, da ist sie dermaßen zahm, man könnte sie gut im Feierabendverkehr einer Großstadt und auf der Landstraße bewegen. Trotz allem wäre man damit auf der Landstraße längst im strafbaren Bereich, zumindest wenn man alle 6 Gänge nutzt. Dabei säuselt sie so leise vor sich hin, Du merkst kaum, dass Du längst dreistellig unterwegs bist.
Bis 7000 U/min, sie drückt sehr kräftig an, aber nicht spektakulär, das kenne ich auch von anderen Fahrzeugen.
Was danach passiert hat beim ersten Mal bei mir den Eindruck erweckt als ob das Ding direkt aus der Hölle kommt. Sie zieht so brutal weg, die Umwelt links und rechts der Augenwinkel erscheint auf einen Schlag wie ein verwischtes Bild. Es geht nach vorne in einer Art die ich so noch nicht erlebt habe, der Helm wird dermaßen hart ans Gesicht gepresst. Hammer! Geht die ab!!! Auf so was Schnellem saß ich noch nie. Die Überholten erscheinen einem wie Standbilder eines Augenblicks, so schnell haut es einen daran vorbei.
Diesen Genuß steigert das Hochschalten noch, denn der Schaltautomat arbeitet so dermaßen exakt mit dem Getriebe zusammen, dass so gut wie keine Zugkraftunterbrechung eintritt, man könnte glatt meinen ein DSG ist am Werk. Zumal Du eh nur in den 4.Gang kommst, denn die Geraden sind nun deutlich kürzer als bei den letzten beiden Malen dort. Das macht süchtig, natürlich sind die Kurven die Essenz des Motorradfahrens, aber dieses ballern auf den Geraden zaubert einem dermaßen ein Grinsen ins Gesicht, es macht süchtig und sorglos zu gleich.
Sorglos ist dieser heftige Beschleunigungvorgang vor allem, weil die Maschine sich bei voller Beschleunigung nicht nach hinten überschlägt, obwohl sie in diesem Fahrzustand vorne sehr leicht wird kannst Du beim Vollgas bleiben, den Rest regelt die Elektronik, damit hast Du maximale Traktion. Mit jedem Mal feuerst Du mit mehr Schmackes aus den Kurven heraus, mit jedem Mal lechzt Du regelrecht danach, es wieder und wieder zu tun. Es ist der Drehzahlbereich ungefähr ab 8000U/min. weiter habe ich nicht draufgekuckt, denn ich hatte genug damit zu tun darauf zu achten nicht am Ende der Geraden einzuschlagen. Außerdem war mir die Drehzahl egal, schließlich hat das Ding einen Begrenzer und der Fahrgenuß war mir wichtiger als die exakte Feststellung der Anzahl der Kurbelwellenumdrehungen.
Was schrieb ich die Geraden sind deutlich kürzer, Quatsch sie sind auf einmal dermaßen kurz, also ankern im Vertrauen auf das ABS. Geht zwar easy mit zwei Fingern, aber auch hier heißt es rantasten denn zaubern kann die Elektronik trotzdem nicht. Dies zeigten einige Unfälle mit dem Hyperbomber, es wurden auf dem Event 4 Stück weggeworfen, von denen eine vermutlich den traurigen Weg zum Schrott gehen muß.
Zur Sitzposition, diese ist kompromisslos sportlich, obwohl der der auf der Veranstaltung anwesende Designer dieses Krades Dave anmerkte, dass die BMW im Vergleich zu ihren Wettbewerbern noch die kommodere Sitzposition bietet. Konnte ich nichts dazu sagen, da ich den Vergleich nicht kenne, für mein Empfinden ist die Sitzposition extrem sportlich aber imho richtig so, schließlich ist das keine Reiseenduro sondern ein Sportmotorrad und was für eins. Eine HP2 Sport hatte ich im Vergleich dazu kurz gefahren, sie wirkt bei der Sitzposition im Vergleich dazu schon fast wieder wie Tourer, so extrem empfinde ich die S1000RR.
Dave ist gebürtiger Amerikaner und ein äußerst netter Typ, durchaus und zu Recht Stolz auf seine Schöpfung. Als weiterer Prominenter war noch Tim Schrick anwesend, DMAX und Sport 1 Gucker kennen ihn sicher von den Autotest mit Dirfteinlagen im LUK Driving Center Baden Baden. Er hat gezeigt, dass er es auch auf zwei Rädern kann, zwar ohne Drift aber mit ordentlich Speed.
Der Jürgen Fuchs war auch wieder da, er hat mich regelmäßig hergebrannt, dies zuzugeben ist glaube ich keine Schande. Beim Drift- und Sumoprofi Jo Bauer gab es Weely Unterricht, hat mir das tierisch Laune gebracht. Im Frühjahr übe ich mit der Sumo weiter, besser ist das.
Zurück zum Motorrad S1000RR,
die Bremsen sind sehr gut kontrollierbar, reinbremsen in Kurven geht mit sehr guter Rückmeldung, vom ersten Meter an hat man Vertrauen in die ganze Sache und fährt im Grunde sehr entspannt. Die Maschine liegt in Kurven sehr ruhig und stabil, sie vermittelt sehr viel entspannte Souveränität ohne langweilig zu wirken. Sie lässt sich spielend einlenken, die eingeschlagene Linie kann man problemlos ändern, wichtig wenn man überholen will und auf die angepeilte Linie zieht der Vordermann plötzlich hin. Leider waren dieses Mal ein paar dieser unberechenbaren Fahrer anwesend, da musste man das eine oder andere Mal auch zurückstecken um einen Unfall zu vermeiden. Egal, spätestens an der nächsten Ecke war man auf der Bremse dran vorbei, der Elektronik sei Dank ging das stressfrei, auch wenn man dann deutlich später als gewohnt bremsen musste. Also gibt es auch hier noch Potential.
Insgesamt ein sehr gelungenes Fahrzeug, nach drei engagierten Tagen auf der Rennstrecke tun mir weder die Arme weh, noch ist irgendwas verspannt, dies trotz keinem Fitness-Training oder sonstiger Vorbereitung.
Mein Fazit, wenn BMW etwas baut machen sie es konsequent für den jeweiligen Zweck sehr gut fahrbar, egal ob es sich um einen dicken Tourer, eine Reiseenduro, oder eben um dieses feine Sportmotorrad handelt. Diese Fahrzeuge funktionieren in ihrem jeweiligen Segment perfekt.
Ich bin nun überzeugt, wenn jemand ein ambitionierter und trainierter Sportfahrer ist, mit der BMW S1000RR kann er sich noch mal deutlich steigern und sehr schnell fahren. Alle anderen können damit ebenfalls auf der Rennstrecke schnell fahren, sofern sie es wollen, mit Respekt angehen und Vertrauen in die Technik entwickeln. Denn die größten Abfluggefahren der Rookies und Untrainierten, wie Highsider und Bremsfehler bügelt das System sehr diskret aus. Diese Technik arbeitet nicht so rigide wie manche ESP-Systeme in Autos bzw. Dreirädern, was dann oft auf Kosten des Fahrspaßes geht, dann könnte man es vergessen. Allerdings fahren muß man noch selbst und das ist gut so!!!
Grüße
Rudi