Wheelie-Workshop bei Dirk Manderbach am 07. + 08.10.2017 auf dem Gelände der Münker Metallprofile GmbH, Gewerbeparkstraße 19 in 51580 Reichshof-Wehnrath.
Ich war mit dem Pkw angereist, was insbesondere bei diesem Wetter eine gute Idee war, und gegen 10:30 Uhr angekommen.
Dirk und sein Team hatten auf dem Gelände der Münker Metallprofile GmbH ein Bierzelt mit Bänken und Tischen aufgebaut. Insgesamt waren 16 Teilnehmer angereist und wir wurden mit Kaffee und belegten Brötchen empfangen. Außerdem gab es Kaltgetränke, Würstchen, Obst und Süßigkeiten.
Im Anhänger neben dem Zelt wurden am zweiten Tag auf einem Monitor die von den Instruktoren gemachten Fotos der Teilnehmer gezeigt und Fehler kommentiert. Videos gab es leider von Seiten des Veranstalters nicht, was ich ein bisschen schade fand.
Dirk hat derzeit einen Kooperationsvertrag mit BMW. Gefahren wurde daher auf Motorrädern des Typs BMW G 310 R mit 34 PS in einer, wenn ich mich recht erinnere, gedrosselten Version. Davon standen so ca. 10 mit einem Sturzbügel versehene Exemplare zur Verfügung. Die richtigen Stunter sagen vermutlich „Crashcage“.
Der erste Tag: Bis 11:00 Uhr zeigte uns Dennis Jansen, der während des Trainings auch als Instruktor mit Rat und Tat zur Seite stand, was auf seinem Stunt-Motorrad und auf den G310Rs so möglich ist. Dabei macht er noch nebenbei ein Selfie… Na, wenn wir das am Sonntag so drauf haben ist ja alles gut.:-)
Es ging dann mit einer Vorstellungsrunde los, wie das eben bei Fahrtrainings so üblich ist. 16 Leute brauchen da schon ein Stündchen. Anschließend teilten wir uns in vier Gruppen auf.
Dann hieß es: „Gruppe 1 bitte bereit machen“.
Regen und Wind, eine dichte Wolkendecke, Temperaturen zwischen 8 und 11 °C. Ich bin in Gruppe 2, aber ich will eigentlich wieder in mein warmes Bett zurück.
Mit Gruppe 1 ging es los, dann wurde in festen Zeitintervallen gewechselt.
Bis sich alles eingespielt hatte, wechselten die Teilnehmer innerhalb der Gruppe in der anfänglichen Aufregung nach jedem Durchgang die Bahnen und damit die Motorräder. Damit saßen wir immer wieder auf anderen Motorrädern, deren Kupplungspunkte voneinander abweichend waren. Es hat eine Weile gedauert bis in unseren Köpfen ankam, dass das nicht so gut ist.
Von 12:00 Uhr bis 17:00 Uhr haben alle tapfer durchgehalten. Wir waren für ca. 5 Stunden auf den Trainingsmotorrädern an der frischen, feuchten Luft unterwegs. Die meisten auch bald auf einem Rad.
Hier ein Bild mit meiner höchsten Vorderradposition. Das war am Nachmittag des ersten Tages. Diese Höhe habe ich am zweiten Tag nicht mehr erreicht.
Übungen des ersten Tages: Die Kupplung wird nur mit zwei Fingern betätigt, der lange Hebel also gegen Ring- und kleinen Finger gezogen. Das kenne ich so schon mal nicht. Aus meiner Ausbildungszeit war mir noch ein Spruch im Kopf geblieben: „Feile, Säge, Schwanz benutz man immer ganz.“ Das scheint für Kupplungshebel jetzt nicht mehr zu gelten. Ist aber eigentlich klar, denn mit Kupplungshebel reimt es sich ja auch nicht.
Dafür trennt die Kupplung bereits nach einem sehr kurzen Hebelweg. Nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt.
Das Ziel war, aus möglichst langsamer Geschwindigkeit zügig hochzukommen, ohne zu viel Tempo aufzubauen (anfurzen und hoch).
Beide Knie sollten dabei am Tank bleiben, die Füße mittig auf den Rasten. Das mit den Füßen hat der ADAC mir in mehreren Kursen erfolgreich abgewöhnt. Dort sollten immer die Fußballen auf die Rasten – also wieder umstellen. Da gab es für mein eingefahrenes Gehirn schon einiges zum Umdenken. Ich hatte wohl ein volles Glas mitgebracht…
Der rechte Fuß soll leicht auf die Bremse, die Körperspannung gehalten (nicht nach vorne fallen) und die Höhe des Vorderrades mit der Fußbremse reguliert werden. Ganz schön viel Input für so ein altes Gehirn.
Der zweite Tag: Regen und Wind bis zum frühen Nachmittag, danach hörte wenigstens der Regen auf. Ab 14:00 Uhr kam sogar die Sonne einmal kurz raus. Aber nur, um uns den Stinkefinger zu zeigen. Die Temperaturen lagen zwischen 10 und 13 °C.
Nach Abzug der theoretischen Teile blieb wieder eine Gesamt-Fahrzeit von ca. 5 Stunden übrig. Es wurden außerdem neue Übungen in das Programm eingebaut.
Übungen des zweiten Tages: Eine Körperspannungsübung: Die linke Hand vom Lenker nehmen, nur die Rechte bleibt am Gasgriff. Das erinnert ein bisschen an Bullenreiten auf Rodeo-Veranstaltungen. In dieser Sitzhaltung wird jetzt der Gasgriff bedient. Anfangs noch vorsichtig, kann man nach wenigen Minuten schon ordentlich aufreißen. Dabei wird über Körperspannung die Balance gehalten. Das Vorderrad hebt bei dieser Übung schon mit 34 PS nur übers Gas vom Boden ab.
Bei der Bankübung erkennt man dann, dass die Bauchmuskeln mal wieder ein Training nötig hätten: Schwerpunkt, G-Punkt und Kipppunkt werden gefunden, aus dem Kipppunkt mit dem Fuß herausbremsen und gleichzeitig auskuppeln. Zumindest auf der Biergartenbank ist das soweit kein Problem. Wenn nur das Zittern im Bauch aufhören würde.
Bremsübung: Den Gasgriff auf ca. 25 km/h festhalten, das Tempo mit der Fußbremse kontrollieren, dabei Slalomfahren. Nach dieser Übung roch der gesamte Hof lustig nach heißen Bremsen, die Bremsscheiben waren nach dieser Übung blau. Den kleinen BMWs wird hier schon ordentlich was abverlangt… Wie erst die Kupplungslamellen nach dem Workshop aussehen, mag ich mir gar nicht vorstellen wollen.
Meine persönlichen Eindrücke: Ein Workshop bei diesem Wetter ist nichts für Weicheier - ich bin aber eins. Die Kälte saß mir schon nach wenigen Stunden tief in den Knochen. Ein Bierzelt hält nicht warm und Bierzeltbänke sind auch nicht wirklich zum Sitzen gemacht. Zumindest nicht ohne Alkohol und ab einer Körpergröße von 190 cm schon gar nicht. Ein heißer Kaffee reißt es dann auch nicht mehr raus. Ein warmes Mittagessen wäre schön gewesen. Ne Gulaschkanone zum Beispiel. Jaaa, ich bin verwöhnt und ich war nicht beim Bund.
Zum Ende des ersten Tages bekam ich mein Motorrad aber relativ zuverlässig aufs Hinterrad, das Vorderrad auf eine für mich akzeptable Höhe und ich konnte so schon etwas längere Distanzen zurücklegen. Auch wenn das Weichei in mir jedes Mal, wenn mein Vorderrad eine gewisse Höhe überschritten hat, das Gas wieder zu machen wollte.
Ich persönlich hätte von diesem Moment an gerne längere Zeitabschnitte auf dem Motorrad verbracht. Vor allem, als es dann endlich klappte. Von diesem Zeitpunkt an waren die kurzen Wechsel für mich kontraproduktiv. Aber jeder lernt ja anders. Ich bin da auch etwas speziell… Ein Einzelkind eben.
Teilt man 5 Stunden am Tag durch vier Gruppen, so verbrachte jeder Teilnehmer täglich rund 75 Minuten auf dem Motorrad. Vielleicht sind 16 Teilnehmer doch ein bisschen viel. Andererseits habe ich am zweiten Tag auch nicht bis zum Ende durchgehalten. Ich bin ab 13:00 Uhr am Sonntag trotz warmer Unterwäsche und regenfester Bekleidung mit Innenfutter total durchgefroren.
Am zweiten Tag waren wir morgens nur noch fünfzehn Teilnehmer. Einer hatte aufgegeben. Mir wollten die Übungen nicht mehr so gut gelingen wie am ersten Tag. Ab 14:00 Uhr wollte ich auch nicht mehr aufs Motorrad, ich war durch. Ich bin ein Weichei, wie schon gesagt. Mit mir haben dann am zweiten Tag noch zwei weitere Teilnehmer aufgegeben. Dirk war darüber ein bisschen traurig.
Die Stimmung war trotz des schlechten Wetters aber ziemlich gut. Dirk und sein Team haben ständig gute Laune verbreitet. Wer weiß, vielleicht mache im Sommer noch mal einen Kurs. Ich glaube, ich schaue mich jetzt mal nach einer CBR 600 PC35 um – als Basis für ein Stuntbike…