Daver hat geschrieben:Die Debatte hier dreht sich immer um die gleichen Punkte. Schade kommt es derweilen zu Scharmützel unter den Forenmitgliedern :-( Aber dies ist nicht der Weg, die unschönen Entwicklungen einzudämmen.
Ich habe mir auch schon überlegt, im Recht zu sein, mein Motorrad sei schliesslich zugelassen, ich begehe keine groben (!) Verstösse, leben & leben lassen, Lärmmassnahmen sollten über künftige Euro-Normen statt über sofortige Fahrverbote umgesetzt werden etc. etc.
Heute glaube ich hingegen, dass diese Argumente im Gespräch mit Motorradgegnern nichts bringen, im Gegenteil, dass sie die Fronten verhärten. Also versuche ich, die Sichtweise meines Gegners zu verstehen. Worum geht's ihm? Um Ruhe bei der Wanderung im Schwarzwald, um Ruhe wenn er auf seiner hart verdienten Terrasse sitzt, teilweise vielleicht um Missgunst, Hass gegenüber als Poser wahrgenommene Kollegen (grelle Lederkombis auf Strassenmaschinen mit Kriegsbemalung)... die Aufzählung findet kein Ende. Sie fragen sich nicht, ob das Fahrzeug mit Klappenauspuff legal bestückt ist - sie stellen nur fest, dass der (wiederholte) Lärm, gekoppelt mit einem Verhalten, dass sie nicht nachvollziehen können (Fahrt nur zur Belustigung, keine Wertschöpfung [im Gegensatz zur eben erwähnten Säge], egozentrisches Auftreten, unnötige Unfallgefahr...). Und hier nützt die Argumentation legal/illegal nichts, da diese Leute der Meinung sind, dass sich etwas ändern muss. Und Gesetze/Verordnungen können nun mal geändert werden, wie das traurige Beispiel im Tirol zeigt.
Aus diesen Gründen ist eher eine Strategie vorzuziehen, welche an der Wahrnehmung der Nicht-Motorradfahren (NMF) abzielt, statt am Fahrspass. Wohlverstanden nicht als nachhaltige Lösung, sondern als Sofortmassnahme um die aktuellen hochgekommenen Wogen ein bisschen zu glätten. Ich habe deshalb in unserer Motorradgruppe folgende "Charta" in Umlauf gebracht:
In Ortschaften und deren Umgebung:
- fahre ich möglichst tieftourig
- nutze ich den Vorteil des ggü. eines Autos agileren und schnelleren Fahrverhaltes nicht lückenlos aus (Kreisverkehre, Vorfahrten)
- beim Verlassen der Ortschaft warte ich mit dem Aufdrehen zu
ansonsten:
- ich verzichte auch mal auf Ausfahren "im Rudel" und geniesse das Fahren nach meinem Gusto alleine
- ich lasse die Sau nur dort aus, wo es kaum wahrgenommen (gesehen/gehört) wird, also z. B. weder beim Überholen noch in der Nähe von Parkplätzen zu Naherholungsgebieten
- ich verzichte auf protziges Verhalten während der Kaffeepause in/um Häusern, wo es NMF Gäste hat
Wir hoffen mit diesen einfachen 2 x 3 Ratschlägen die Situation zu entschärfen, ohne weniger Fahrspass zu erleben. Und dies soll nicht etwa eine Belehrung sein, sondern aufzeigen, dass die Frage "wie werde ich von NMF wahrgenommen?" oft mehr bringt als sich selbst als Opfer zu sehen.
Mach ich größtenteils genauso. Beim Überholen muss ich widersprechen, wenn nicht da Hahn auf wann/wo dann. Aber ansonsten: Zu 98 % alleine unterwegs (wobei sich an manchen Strecken die Rudel ja von alleine bilden), innerorts Piano, kein Dynamic-Geploppe wo vermeidbar usw. Alles selbstverständlich sofern der Denk- und Reflexionsprozess eingesetzt hat („Sich verändern oder man wird verändert“).
Und dennoch, ganz abseits meiner Meinung zur verlogenen Tirol-Aktion: letztlich bin ich ein Lärm-Emittent. Die NMF/Anwohner sehen mich als solchen und denken sich ihren Teil, auch wenn ich wie üblich im 6. Gang vorbei rolle. Und was sie sich denken (verhärtete Fronten auf beiden Seiten), siehe
viewtopic.php?f=39&t=19327&start=645#p287439Perspektivisch setze ich auf Hybrid-Bikes. Innerorts/an Hotspots (sowie irgendwann in weiten Teilen Tirols, wenn 90/85/80/?? dB gelten) elektrisch, dann auf Verbrenner umschalten. Best of both worlds, Umweltfaktor mal beiseite gelassen. Meine bei den Motorrad Nachrichten dazu kürzlich was gesehen zu haben, finde das Video leider gerade nicht.