Grüß Gott aus Garmisch,
bin die vergangenen Jahre so einige BMW-Modelle mehr oder weniger zufrieden gefahren und kann ganz gut vergleichen; zwischenzeitlich bin ich nach langem Hin und Her bei der aktuellen Ausbaustufe der R 1200 GS LC als Triple Black gelandet, die m.E. schon einige Emotionen beim Betrachter und Fahrer zu wecken vermag, sofern man einige Dinge beachtet: ausgewählte HP-Parts montieren (Rasten, Hebeleien, Acrapovic!!), konzeptbedingten Leistungsbereich wählen und aus 1200ccm fettes Drehmoment auskosten;
das Ding nicht mit (auf der Straße) unnötigem "Christbaumschmuck"/Geraffel der Wunderlichen bzw. Touratech-Gilde behängen - hat keinen Mehrwert, sieht sch... aus und treibt's Gewicht unnötig in die Höhe. Ggf. jedoch andere BMW-Scheibe und Rallye-Sitzbank montieren - schaut dann doch ziemlich dynamisch aus....
Wieso habe ich mich am Ende (und ausgedehnten Probefahrten) gegen die XR entschieden?
Folgende Aspekte gaben den Ausschlag: - XR hat keinen Kardan: Ich fahre viel Langstrecke und oft über erheblich verschmutzte Alpenpässe - da geht Kettenantrieb gar nicht vom Pflegeaufwand her (Mehrgewicht Kardan nehme ich in Kauf),
- XR hat für die hiesigen stark verwinkelten Straßen und single track roads eine viel zu breite Bereifung – ergo sind für gleiche Kurventempi höhere (auf der GS unnötige) Schräglagen notwendig, - kein 19 Zoll VR – dadurch weitere Komforteinbußen auf Flickwerk.
Ach ja: Ich fahre KEINE Rennstrecke, aber mit viel Gepäck- und Soziabetrieb!
- XR-Fahrwerk mag für den Solisten noch passen, der sonntagsmorgens seine Hausstrecke abfräst......aber: Auf schlecht ausgebauten, zusammengeflickten Nebenstrecken nervt die Grundhärte der XR-Federn doch sehr (ging für meine Sozia gar nicht), meine spezielle Fahrwerks-Teststrecke (Jachenau bei Lenggries) ging mit der GS locker 20 km/h schneller, ohne dabei eins aufs Kreuz zu kriegen!
- - Gepäcksystem XR mag allg. noch Ansprüchen genügen, hat aber gegen die Vario-Koffer der GS nicht den Hauch einer Chance (Stauraum, Bedienkomfort, Variabilität), Optik (hässliche permanente Kofferhalter an der XR) und Haptik gehen auch nicht;
- XR-Optik: Wer hat sich diese durchschnittliche „Scooter-Lampenmaske“ ausgedacht? Wie schaut denn an so einem adventure-sports-bike dieser schlappe DURCHHÄNGE-Endtopf aus?? Stellt mal eine GS LC mit Acra daneben – so muss das!
- Motor-Sound XR und Vibrationsaufkommen: Dieses permanente Kreischen, Jaulen, fauchen, Prötteln, Gurgeln geht gar nicht, ist prollig – möchtegern und nervt mich auf längeren Touren einfach nur, weil man es am Gas kaum beeinflussen kann; das Vibrationsaufkommen ist ebenso nervig (kenn ich noch von meiner S 1000 RR).
- - Motor der XR: 1000ccm bleiben nur 1000ccm: Der Durchzug aus den hohen Gängen – v.a. mit Sozia und Gepäck – bietet kaum Sicherheitsreserven für knappere Überholvorgänge z.B. am Alpenpass xy,
Wie ihr sehen könnt, habe ich mir meine Entscheidung für die GS nicht leicht gemacht. Vorher standen bei mir eine luftgekühlte GS Mü sowie eine S 1000RR im Stall – ich kenne die Motorenkonzepte aus eigenem Erleben; vor der alten GS war’s übrigens die K 1300 S.
Fazit: Mein Traumbike wäre eine GS/XR mit dem fetten Motor der K 1300 S, der vor schierer Kraft und Drehmoment (140Nm!!) kaum laufen kann..... gerade im Landstraßeneinsatz bietet er schier unerschöpfliche Reserven und viel Sicherheit auch für knappere Situationen!
Aber: BMW war wohl zu feige bzw. zu geizig diesen Prachtkerl in aktuelle Chassis zu hängen (die dann bei 175 PS und 140 NM vermutlich noch härter als das der XR abgestimmt würden).
Noch mal zur Erinnerung: Die XR bleibt trotz MEINER obigen Einschränkungen ein faszinierendes bike, das um ein Haar der würdige Nachfolger meiner GS Mü und S 1000RR geworden wäre.
Viel Spaß